Brot von dem wir leben

WALLFAHRT NACH AVE MARIA IN DEGGINGEN – 2018

„Auch in unserer modernen und schnelllebigen Zeit ziehen Wallfahrtsorte immer noch Pilger an.“ Mit diesen Worten begrüßte Anton Michels, Vorsitzender des Kreisverbandes Heilbronn, die Teilnehmer im Bus zur Banater Wallfahrt am 9. Juni 2018 nach Ave Maria Deggingen. „Pilger sind wir ein Leben lang, sind unterwegs auf der Reise zum Himmlischen Vater“ hieß es im Reisesegen um den Herr Michels ebenfalls am Anfang der Reise bat. Anschließend wechselten sich die Gesetztlein des Freudenreichen Rosenkranzes mit den Gebeten und Marienlieder zur Ehren der Mutter Gottes ab. Das Rosenkranzgebet, welches sehr meditativ und entschleunigend wirkte, wurde von Anna Frombach geleitet. Theresia Mackert aus Heilbronn stimmte uns mit bekannten Marienlieder bestens auf die Wallfahrt ein. Mit dem „Morgengruß an Maria“ ging unser erster, aber nicht letzter musikalischer Gruß an die Gottesmutter.

Am Parkplatz in Deggingen angekommen, trafen wir auf die Pilger der Busfahrt des Kreisverbandes Reutlingen und der HOG Sackelhausen. Ursprünglich von den Sackelhausener organisiert, nehmen inzwischen viele Banater Landsleute an der Wallfahrt teil. Um das untere Wegkreuz versammelt, begrüßte Johann Pless Vorsitzender der HOG Sackelhausen Frau Theresia Neu Vorsitzende des Kreisverbandes Reutlingen, Anton Michels, den Banater Chor Reutlingen, die Original Donauschwäbische Blaskapelle unter der Leitung von Johann Frühwald und alle Pilger von überall her. Die Blaskapelle, welche die „Fünf Wunden“ musikalisch begleitet hat, bescherte uns einen sehr gelungenen gemeinsamen Start. Singend ging es den Weg weiter und „Wunderschön Prächtige“ hallte weit über das Tal, ebenso wie die Glocken der Wallfahrtskapelle als die Pilger sich der Kirche näherten.

Am oberen Kreuz angekommen, begrüßte Pater Felix die Banater Schwaben, die sich von Ave Maria angezogen fühlten, herzlich. „Maria kennt Sie alle“ sagte er gleich zu Beginn der Begrüßung. Damit verband er den Wunsch „einen erfüllten Tag zu haben, Not und Sorge da zu lassen und Dank an Maria auszusprechen.“ Denn auch das gehöre zur Wallfahrt: „Etwas bringt man mit und etwas nimmt man mit nach Hause.“ Das gemeinsame Lied „Heil´ges Kreuz sei hoch verehret“ innig gesungen, verband die Banater Schwaben und ließ Erinnerungen an die alte Heimat aufleben. Den Blick auf Jesus, den uns Maria lehrt, kam im Gebet von Katharina Willjung deutlich zum Ausdruck: „Wenn Du bei mir bist, ist meine Freude tiefer, meine Liebe stärker, meine Hoffnung größer“. Unter den Klängen von „Dich, Maria loben wir“ zogen die Wallfahrer in die Kirche ein.

Versammelt hier im Heiligtume“ eröffnete musikalisch-festlich das Heilige Hochamt. Pater Felix gedachte der verstorbenen Banater Schwaben, die früher immer gerne nach Ave Maria Deggingen gekommen sind. Anton Michels las für uns die Lesung des Tages. Die Bibelstelle „Hochzeit von Kana“, die wir in dem Evangelium hörten, wurde in der Predigt von Pater Felix aufgegriffen und Bezüge zu unserem Leben hergestellt: „Uns Christen geht manchmal das Wasser aus. Doch das Wasser müssen wir uns selber holen, das Andere gibt der Herr dazu.“ Pater Felix erinnerte an seinen Mitbruder Bruder Konrad von Parzham, an dessen 200. Geburtstag 2018 gedacht wird. Er wirkte in Ave Maria Deggingen und verstarb 1894 in Altötting. Als jüngstes von elf Kindern übernahm er den elterlichen Hof und trat mit 30 Jahren in das Noviziat ein. „Ein großer Heiliger der katholischen Kirche, von dem wir viel lernen können.“ Bruder Konrad war ein betender Mensch, der neben dem Pförtnerdienst immer Zeit zum Beten fand und den Rosenkranz als Kraftquelle für sich und andere wusste. Bruder Konrad war ein brotgebender Mensch. Im 18. Jahrhundert verteilte er Brot an die Kinder, die Armen und an Wallfahrer mit der Auflage, zusammen ein „Vater unser“ zu beten. An dieser Predigtstelle verwies Pater Felix auf Christus – das Brot des Lebens. Bruder Konrad war ein lebensspendender Mensch, der die Wallfahrt als notwendig erachtete „damit das Leben wieder gefüllt und die Fülle weitergegeben werden kann.“ In das Beten und Bitten der Fürbitten schlossen Annemarie Pittner und Erika Millich alle  die wir im Herzen tragen und unser Verstorbenen mit ein. Ebenso trugen sie die Bitte vor „damit diese Wallfahrt allen Wallfahrer neue Zuversicht schenke.“ Christus, das Brot des Lebens zeigte sich auch in dem Lied zur Kommunion „Brot von dem  ich lebe … alles Herr bist Du!“ So zeigte Maria, die Mutter Gottes immer wieder auf ihren Sohn. Auf ihn sollen wir schauen, er ist unser Ziel am Ende unserer irdischen Pilgerreise. Gegen Ende des Hochamtes weihte Pater Felix das mitgebrachte Lourdes Wasser, die Blumen und den Brotlaib. Er dankte allen Wallfahrer und ließ am Ende des Gottesdienstes das gesegnete Brot „für Leib und Seele“ verteilen, ganz nach seinem großen Vorbild Bruder Konrad.

Nach der Mittagspause trafen sich alle Wallfahrer bei der „Sieben Schmerzen Kapelle“ um gemeinsam den Kreuzweg zu beten und zu singen. Anton Michels leitete die Kreuzwegandacht, die dank den angenehmen Temperaturen traditionell draußen stattfand. Dabei machte uns Kreuzwegstation IX auf unseren Pilgerauftrag aufmerksam: „Auch wir sind noch nicht am Ziel.“

Die anschließende Marienandacht in der Gnadenkirche Ave Maria begann mit dem Lied „Glorwürdige Königin“ gefolgt von der Lauretanischen Litanei vorgebetet von Anton Michels. „Über die Berge schallt“ war sehr passend, nicht nur zur Lage der Wallfahrtskirche, gewählt. Pater Flavian der zur Aussetzung des Heiligen Altarsakramentes dazu kam, bat die Banater Schwaben denen er sich verbunden fühlt, „vertrauen wir uns immer wieder der Mutter Gottes an. Maria will unsere Fürsprecherin sein, sie will uns Mutter sein.“ Ein selbst verfasstes Gebet „Steh mir hilfreich zur Seite in jeglicher Not“ rundete seine Ansprache ab. Er machte auch die Ankündigung, dass sich die Padres  aus Ave Maria Deggingen zurückziehen und bat „hoffen und beten wir, dass es weiter geht mit Ave Maria, auch wenn wir nicht mehr da sind.“

Frau Theresia Eisele sprach die Abschiedsworte und erinnerte uns daran, dass das Pilgern immer wieder ein Geschenk ist. Wir sind unterwegs auf den Straßen unseres Lebens „möge uns Maria Mut auf unserem Lebensweg geben und uns zeigen, wie wir nach ihrem Willen leben sollen.“ Mit dem Blick auf die heutige Zeit wäre es durchaus hilfreich eine Mailadresse von Gott zu haben mit schneller schwarz-auf-weiß Antwort. Katharina Willig bat im Abschiedsgebet Maria „noch einmal deine Augen wende“ und „lass nicht umsonst mein Flehen“ sein, denn „ich trage die Hoffnung tief im Herzen, Du liebe Mutter hilfst auch mir.“ Mit dieser Zuversicht und Hoffnung stimmte sie uns in den Abschied vom Gnadenort ein. Anton Michels sprach die Dankesworte an alle Organisatoren und Helfer, an die Musik und am Pater Felix und Pater Konrad, an alle Teilnehmer und Vorbeter und verband damit den Wunsch „dass wir uns nächstes Jahr wieder so zahlreich sehen“.

Bevor sich unsere Wege am Parkplatz trennten, spielte uns die Blaskapelle noch ein paar ihrer schönsten Musikstücke. Als einer der Busfahrer den Taktstock in den Händen hielt und das letzte Stück der Original Donauschwäbischen Blaskapelle gekonnt dirigierte, war für uns alle klar: Ein schöner kraftspendender Tag neigte sich seinem Ende zu und wir gehen alle reich beschenk nach Hause.

Katharina Hell, Leingarten