Der Kreisverband

Mit den Vertreibungen und Auswanderungen nach dem Zweiten Weltkrieg zieht es viele Flüchtlinge und Spätaussiedler auch in den Heilbronner Raum. Aus Rumänien kamen neben den Banater Schwaben auch Siebenbürger Sachsen, Sathmarschwaben und Dobrudschadeutsche. Aus anderen Ost-Gebieten sind es mehrheitlich Ungarndeutsche, Oberschlesier und Wolgadeutsche, die es nach Heilbronn zieht. Stark vertreten waren im Landkreis Heilbronn die Dobrudschadeutsche, die am 29. Mai 1950 die Gründung ihrer Landsmannschaft in Heilbronn vollzogen hatten, aber sich mittlerweile mangels Nachwuchses mit dem Bessarabien Deutschen Verein zusammengeschlossen habe.

Außerhalb Rumäniens waren die Ungarndeutsche aus der Etyeker vielzählig im Heilbronner Raum. 1986 wurde der Gedenkstein der Etyecker in Lauffen am Neckar auf dem Parkfriedhof eingeweiht.

Von den Heimatsortsgemeinden sind zahlenmäßig die Sanktannaer die größte Gruppe, gefolgt von Darowa, Kowatschi, Grabatz, Jahrmarkt und Bakowa.

Die Gründung des Kreisverbandes Heilbronn fand am 8. Dezember 1963 in Anwesenheit vom damaligen Bundesgeschäftsführer Hans Huniar  im Haus des Handwerks in Heilbronn statt. Zum Vorsitzenden wurde Karl Junker (aus Marienfeld stammend) gewählt. Sein Vertreter war Nikolaus Neurohr.

In den 1960er Jahren waren die Banater Schwaben privat oder bei Verwandten untergebracht. Seit 1971 gab es ein Übergangswohnheim in 2 Hochhäuser in HN-Böckingen, welches Ende 1998 aufgelöst wurde. Rund 14.000 Personen haben das Wohnheim durchlaufen.

Das Ankommen in der Bundesrepublik gestaltet sich anfangs schwierig. Größtenteils war die Verwandtschaft eine große Stütze in den Anfangsjahren und gemeinsam ging es stetig bergauf. Die meisten Banater Schwaben waren nur kurze Zeit arbeitslos. Gewohnheiten aus dem Banat wie Kirchenbesuche, Besuche bei den Verwandten und Familienfeiern wurden arg gepflegt.

Die meisten Banater Schwaben, die im Übergangswohnheim waren, bleiben auch in Heilbronn oder dem Heilbronner Landkreis. Viele Banater zog es zu den großen Arbeitgebern aus der Region wie Audi, Kolbenschmid, Läpple, Schneider, LIDL & Schwarz. Bei der Deutschen Post wurden viele junge Mütter wegen den vorteilhaften Arbeitszeiten tätig und konnten so ihre Kinder gut selbst versorgen, aber auch zum Einkommen beitragen.

Bei den Vorstandswahlen in 1995 gab es viele Änderungen. Mit Anton Michels als Kreisvorsitzender fand auch eine Verjüngung des Vorstandes statt. Nach dem kompletten Abtritt der „Alten Garde“ bei den Wahlen in 1998 wurden neue Ziele im Vereinsleben anvisiert. In den Jahren um die Jahrtausendwende fand ein regelrechter Ausbau des Vereinslebens statt. Eine Zusammenarbeit mit den Banater Schwaben aus den umliegenden Kreisverbänden wurde erfolgreich angestrebt. Ebenso eine Zusammenarbeit mit den Siebenbürger Sachsen aus dem Landkreis Heilbronn.

Innerhalb des Kreisverbandes bildeten sich mehrere Abteilungen, die erfolgreich zusammenarbeiteten und den Kreisverband ansehnlich nach Außen repräsentierten.

Die Theatergruppe lief unter der Leitung von Ehepaar Balthasar. Geprobt wurde in ihren privaten Räumen. Peter Balthasar hat stets alle Requisiten für die Vorstellungen gebaut. Anfangs mit diversen Sketchen bei unseren Veranstaltungen aufgetreten. Später standen auch Zweiakter auf dem Programm, mit denen man auch in die Nachbarkreise ausgefahren ist.

Die Mädchentanzgruppe unter der Leitung von Beatrix Haas umfasste Mädchen zwischen 8 und 11 Jahren. Geprobt wurde im Gemeindehaus der Katholischen Kirche St. Kilian in HN-Böckingen. Sehr angewiesen war man hier auf die Mütter, die die Mädchen zur Probe fuhren und beim Nähen der Kostüme unter der Leitung von Waltraut Michels mithalfen. Die Gruppe hatte mehrere Auftritte pro Jahr, hauptsächlich in unserem Kreisverband.

Fußballmannschaften gab es mehre im Heilbronner Raum, die anfangs regelmäßig trainierten. Die Heilbronner Schlafmützen und die Merzy-Orzi-Kickers, waren die aktivsten und haben auch an mehreren Fußballturnieren teilgenommen. Regelmäßig auch bei den Heimattagen in Ulm, von wo sie Pokale mit nach Hause gebracht haben. Die Sanktannaer Kickers trainierten Sonntagsmorgens in Heilbronn-Sontheim und die Kowatschierer Fußballfreunde trafen sich Sonntagsnachmittag auf dem Fußball-Kleinfeld in Nordheim. Wir haben auch eine Kegelgruppe, die seit viele Jahren erfolgreich unter der Leitung von Christine Haas läuft. Vereinzelt nahmen sie in den früheren Jahren an kleineren Ortswettbewerben teil.

Eine Musikkapelle unter der Leiter von Hans Müller (aus Kowatschi) gab es in den 80er bis Anfang der 1990er Jahren in Heilbronn. Um die Jahrtausendwende wurde eine Musikband unter der Leitung von Werner Werosta aus Bakowa stammend, mit Eva und Martin Schütt als Sänger gegründet. Leider hielt sie nicht lange. Z. Z. haben wir immer noch ein paar aktive Musikanten, die in verschiedenen Kapellen spielen und auch regelmäßig proben.

Die Aktivitäten im Kreisverband teilen sich auf in Tanzabende, Weihnachtsfeiern, Wallfahrten, Maiandachten, Fußballturniere, Busfahrten, Grillfeste, Fahrradtouren, Wanderwochenenden, mehrtägige Ausflüge.

Im Mai 2016 wurde eine neue Tanzgruppe gegründet und hatte noch im selben Jahr unter der Leitung von Renate Bayerle ihren ersten Auftritt. Sie bestand aus 10 Tanzpaaren, von denen aber so manche keinen langen Bestand in der Gruppe hatten. Zum Glück konnte immer nachbesetzt werden, sodass wir die Anzahl der Paare über all die Jahre halten konnten. Nachdem das Ehepaar Bayerle aus der Gruppe ausgetreten ist übernahm Werner Bender, ein aus Darowa stammender Landsmann die Leitung der Gruppe. Wurde anfangs in Dirndl und Lederhosen zur Polka getanzt, stellte Werner die Gruppe auf Line Dance um. Mit Corona und Beginn des Lockdowns kam Trägheit in die Gruppe und nach einer letzten Probe im März 2023 löste sich die Gruppe auf.