Weltrekordversuch im Polkatanzen

Weltrekordversuch im Polkatanzen

am 29.06.2013 in Crailsheim

Kann der Traum eines „Mannes mit grauen Haaren“, wie ihn seine Tochter so schön nannte, in Erfüllung gehen? Kann Erich Furak mit seiner kuriosen Idee Weltgeschichte schreiben?

Das haben wir uns alle gefragt, als wir gequetscht, nervös, mit Angst- und Hitzeschweiß auf der Stirn dastanden und ungeduldig warteten, dass es endlich losgeht. 401 Trachtenpaare, d.h. 802 gut gelaunte, tänzerisch bestens vorbereitete und in wunderschönen Trachten gekleidete Teilnehmer standen voller Hoffnung, auf jeweils nur 1,1 Quadratmeter platziert, um endlich im Schweiße Ihres Angesichts tanzen zu dürfen und zwar so gut, dass sie nicht nur den Rekord ins Guinness-Buch schaffen, sondern auch Erichs Märchen zur Realität werden lassen.

Über dieses einmalige, unvergessliche Ereignis, an dem natürlich auch mehrere Landsleute des Kreisverbandes Heilbronn teilnahmen, soll ich nun einen Bericht schreiben. Kann ich das überhaupt? Wie kann ich die vielen Facetten eines solchen Ereignisses darstellen um diesem einigermaßen Genüge zu tun? Wo fange ich an? -und hoffentlich vergesse ich nichts, was einem anderen vielleicht sehr wichtig war.

Da es ein Bericht für die Homepage des Kreisverbandes Heilbronn sein soll, fange ich mal bei dessen Vorsitzenden, Toni Michels, an. Im Vorfeld interviewt hat er mir folgendes gestanden: Frühzeitig in Erich Furaks Pläne eingeweiht, hatte er ihm die volle Unterstützung des Kreisverbandes Heilbronn zugesagt, obwohl er selbst das Gelingen dieser Mission noch anzweifelte. Die anfängliche Resonanz, was die Anmeldungen und Mitmachbereitschaft der Banater Schwaben betraf, war dann auch, wie von Toni befürchtet, sehr verhalten. Er musste schwere Überzeugungsarbeit leisten zumal er bereits im Oktober 2012 bei Müller Reisen einen Bus für 50 Personen bestellt hatte. Doch nach und nach platzte der Knoten und es lief wie geschmiert.

Voller Stolz konnte er dann seine nicht zu unterschätzende Anmeldeliste auf der Homepage präsentieren. Viel Mühe und Arbeit hat es ihn trotzdem gekostet, wie jedes Mal, wenn er sein ganzes Herzblut in eine Veranstaltung oder Organisation steckt. Doch am Ende lohnt es sich immer.

Nun blieb nur noch das Warten auf den großen Tag und die Hoffnung bei Toni, dass keine Absagen mehr kommen. (Leider gab es trotzdem noch kurzfristig 3 Absagen, von insgesamt 28 gemeldeten Paaren blieben also noch 25 übrig.)

Am 29.06.2013 gegen 15.00 Uhr war es dann soweit, zumindest für einige von uns, die sich schon vorab bei Waltraut und Toni im trauten Heim trafen, um sich bei einer gepflegten Tasse Kaffee und einem guten Stück Kuchen auf die Fahrt nach Crailsheim vorzubereiten. Es wurde viel getratscht, wie bei jedem Kaffeekränzchen. Es wurden die Lederhosen der Männer und die Dirndl der Frauen begutachtet sowie Versuche im Zopfflechten gestartet, die aber aufgrund der zittrigen Hände (Nervosität) der „Flechterin“ leider nicht immer zur Zufriedenheit der Zopffträgerin ausgefallen sind.

Voll bepackt mit Schnäpse zum Vorglühen und Ersatzschuhe zum Tanzen ging es dann voller Erwartung zum Treffpunkt am Rathaus in Nordheim, wo schon viele andere Teilnehmer standen, die dann gemeinsam mit uns ungeduldig und aufgeregt auf den Bus warteten. Dabei wurden auch hier die Trachten gegenseitig bewundert bis endlich der Bus kam. Dann wurden die restlichen Teilnehmer, die sich bei Toni angemeldet hatten, in Heilbronn zugeladen. Sobald alle im Bus waren stand dem Vorglühen mit Schnaps und Erdbeerlikör nichts mehr im Wege und auch der erneute Versuch des Zopfflechtens gelang, da nun die Hände, nach einem guten Gläschen Schnaps, gar nicht mehr zitterten. Nur Toni übte sich in Enthaltsamkeit und entsagte dem Alkohol, da er im Kopf fit bleiben wollte, um den weiteren Verlauf des Abends gebührend zu organisieren. Er hielt während der Fahrt mehrere Ansprachen und Ansagen, bei denen ein geübter Zuhörer seine Nervosität und leichte Anspannung am Klang der Stimme festmachen konnte.

Gegen 18.00 Uhr sind wir dann endlich am Ziel in der Hirtenwiesenhalle in Crailsheim angekommen. Dort wurden wir, wie bereits im Vorfeld von Toni angekündigt, von einem uns persönlich zugewiesenem Ordner in Empfang genommen und zu der für die Heilbronner zugeteilten Umkleidekabine geleitet.

Einige von uns mussten sich ja noch umziehen und zwar hatten sie vor, sich in schwäbische Festtagstracht zu werfen; besser gesagt zu zwängen, ohne vorher überlegt zu haben, wie einfach es doch gewesen wäre, ein Dirndl anzuziehen. Na ja, als dies dann, nach großen Bemühungen, auch gelungen war, fanden wir uns alle auf den Gängen wieder ein.

Diese führten zum Haupteingang der Halle an der Jury vorbei. Dort wurden wir begutachtet, jedes Paar bekam seine Startnummer und einen festen Platz in der Halle zugewiesen. Das war der 1,1 m² große Fleck, der jedem Paar zur Verfügung stand, um Polka zu tanzen. Doch es ging noch lange nicht los.

 Erst folgten noch einige warmen Worten des Bürgermeisters von Crailsheim, Rudolf Michl, der seinen Stolz nicht verbergen konnte, dass so ein Fest in seinem Crailsheim stattfindet. Danach brachte Herr Stefan Ruttner, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Banater Schwaben, uns allen sein Lob entgegen und wünschte viel Erfolg.

Nun war die Anspannung kaum noch zu ertragen. Und als uns dann auch noch mitgeteilt wurde, dass wir vor dem eigentlichen Start noch 2 bis 3 Probeversuche durchführen werden, ging ein Raunen durch die Menge. Wir hatten uns doch alle gut vorbereitet wozu noch 3 Probeversuche? Aber es half alles nicht, wir mussten da durch, mitgefangen, mitgehangen. Also ging‘s los. Aber wir waren soooo guuuut in unserem Polkatanzen, dass kein Zweifel mehr bestand, und somit durften wir bereits nach einem Probedurchgang den eigentlichen Weltrekordversuch starteten. Dafür wurde extra eine Polka komponiert und auf diese Musik sollten wir nun mind. 5 Min tanzen.

Das Orchester legte los und 802 Tänzer bewegten sich im Rhythmus der Polka.Diese Stimmung war unbeschreiblich, ich kann sie zumindest nicht in Worte fassen……aber eines weiß ich, dass diese Polkaklänge uns alle verzaubert hatten und jedes Schwabenherz höher schlagen ließen und wenn man genau zuhörte, konnte man zwischen den fröhlichen Jauchzer und den lauten Schuhklopfer der Herrn, auch seltsame, leise, sinnliche Geräusche hören…und das waren sie, die Herzen der Schwaben, die nur noch im Rhythmus der Polka klopften… Polkaklänge umfassten den Raum, die Tänzer schwebten auf Wolke sieben und plötzlich war alles vorbei. Nicht mal ganze 7 Minuten hat es gedauert. Musik war nicht mehr zu hören, aber dafür ein Saal voller Menschen, die nun alle vor Freude jauchzten und jubelten.

Es waren Freuden- und Befreiungsschreie zugleich. Die Anstrengungen der letzten Monate, die Vorbereitung, das lange Warten, die ganze Anspannung, alles fiel von uns ab. Nun war „Alles“ vorbei oder doch nicht? Natürlich nicht. Jetzt ging die Party erst richtig los, denn… nach der Pflicht kommt die Kür!!!

Und jetzt war keiner mehr zu halten. Nach einem Aufmarsch der Kirchweihpaare und einigen tänzerischen Darbietungen der Crailsheimer und anderer Tanzgruppen, wurden alle zum Tanz gebeten, Zuschauer, Teilnehmer, Organisatoren. Der Saal bebte und alle wollten nur noch eines: Tanzen und feiern bis zum Morgengrauen.

Wir taten das auch alle, zumindest bis der Bus uns wieder abholte, leider viel zu früh…, wir wären alle noch gerne länger geblieben, vor allem weil die PRIMTALER, die Band die nach dem Blasorchester zum Tanz spielte, so tolle Musik im Repertoire hatte.

Aber leider hat alles ein Ende und so auch unsere Teilnahme am Weltrekord im Polkatanzen. Die Heimfahrt war dann etwas ruhiger, alle waren müde und daher ziemlich ruhig. Einige Köpfe versanken auch in den bequemen Sitzen des Busses und in die Träume mancher schlich sich bestimmt schon die eine oder andere Idee zu einem eventuellen „Neuen Rekord“, worin auch immer….

Und auch wenn keiner von uns, wusste, ob der Weltrekord im Polkatanzen geschafft war, eines wussten wir alle genau: Wir hatten etwas viel Größeres geschafft, wir ließen einen Traum wahr werden. Wir alle, die von Toni geleitet wurden, zusammen mit so vielen anderen Menschen aus allen Ecken Deutschlands, haben gemeinsam an einem Strang gezogen, um zusammen ein Ziel zu erreichen, einen Traum zu verwirklichen, und zwar den Traum „eines Mannes mit grauen Haaren“, Erich Furaks, der immer an uns glaubte.

Aber war es nur sein Traum ? Ist es nicht auch unser aller heimlicher Traum mal an einem Weltrekordversuch teilzunehmen und dann noch in einer Disziplin, die wir Banater Schwaben von Herzen lieben, unsere POLKA !!!!

Und wäre dieser Bericht mein Plädoyer, so würde ich dieses wie folgt beenden:

Liwi Landsleit ich mecht eich saan,

pflegt des Brauchtum und die Sproch des Banater Schwob,

Dass des bald aussterbt, des is schad;

es givt immer weniger g´macht und g`saat

vielleicht noch a Generation zu mei`m Verdruss

Un dan is leider Schluss.

 

Anna Berwanger

 

Sie haben beim Rekordversuch im Polka Tanzen den Kreisverband HN vertreten:

1. Anna und Jakob Bachmann

2. Angela und Josef Bako

3. Lotte und Peter Balthasar

4. Renate und Jürgen Bayerle

5. Magdalena und Franz Bender

6. Erika und Andreas Bertich

7. Anna und Arthur Berwanger

8. Theresia und Johann Bratu

9. Isolde und Johann Deffert

10. Katharina und Helmut Eremia

11. Irene und Eduard Fühl

12. Erna Till und Richard Gligor

13. Hannelore und Johann Gunesch

14. Christine und Peter Haas

15. Edda und Engelbert Huth

16. Anna und Stefan Ihas

17. Hedwig und Arnold Lanyi

18. Ottilia und Johann Lind

19. Waltraud und Adi Michels

20. Waltraut und Toni Michels

21. Anita und Dietwin Reip

22. Hilde und Peter Schwarzmann

23. Violeta und Günther Sporer

24. Karin und Dietmar Toth

25. Melitta und Erich Wonner

 

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