Erlebnisse für alle Sinne
Ein Herbstausflug in die neuen Bundesländer
Seit langem gilt der Herbst als optimale Saison für Städteerkundungen. Darüber hinaus ergab sich vom 3. bis 5. Oktober ein langes Wochenende, welches 70 Banater Schwaben aus dem Kreisverband Heilbronn zu einem Herbstausflug in die neuen Bundesländern nutzten und besuchten dabei Leipzig, Dresden und Erfurt.
Auf der A6 fuhren wir bis zur Raststätte Nürnberg, wo wir eine Frühstückspause einlegten. Danach ging es zügig weiter bis zum Autohof Berg, wo wir eine längere Mittagspause machten. Trotz dortigem Regen wurde unsere Stimmung nicht getrübt und gut gelaunt, voll im Zeitplan fuhren wir am Nachmittag gegen 14 Uhr unser Hotel in Leipzig an. Das Hotel Balance liegt zentral und dennoch ruhig und bot uns in komfortablen und großzügig geschnittenen Zimmern einen angenehmen Aufenthalt.
Nachdem jeder sein Zimmer bezogen und sich ein wenig frisch gemacht hatte, wurden wir um 15 Uhr von Maron-Touristik -Service zu einer Stadtrundfahrt abgeholt. Wir starteten am Völkerschlachtdenkmal, eines der prominentesten Bauwerke Leipzigs und Wahrzeichen der Messestadt. Ein Mahnmal blutiger Kämpfe, Zeugnis der Betonbaukunst, Markstein europäischer Geschichte, ideologisiert und instrumentalisiert. Als größter europäischer Denkmalsbau ist es das wichtigste Erinnerungszeichen an die Völkerschlacht von 1813.
Leipzigs Architektur ist von Vielseitigkeit geprägt, Alt und Neu stehen dicht beieinander: Gründerzeitvillen und moderne Glasfassaden, Kirchen und Stahlkonstruktionen, alte Läden und moderne Shops. Die historischen Gebäude strahlen etwas ganz Besonderes aus, häufig etwas Erhabenes. Vielerorts werden Altbauten saniert und neue Gebäude errichtet. Das Gesicht der Stadt wandelt sich.
Wichtige Stationen auf unserer Rundfahrt: Das Schillerhaus, in dem Friedrich Schiller 1785 einige Monate verbrachte und „Ode an die Freude“ geschrieben hat. Hinter der wieder geöffneten Pleiße sahen wir das Bundesverwaltungsgericht, das ehemalige Reichsgericht. Später fuhren wir am Alumnat der Thomaner vorbei, wo der berühmte Knabenchor seine Heimat hat. Auf dem weiteren Weg sahen wir auch die Zentrale des Mitteldeutschen Rundfunks sowie die Deutsche Bücherei, wo seit 1912 alle deutschsprachigen Druckerzeugnisse gesammelt werden. Gegenwärtig umfasst der Bestand ca. 11 Millionen bibliographische Einheiten.
Nach der Rundfahrt blieb uns noch eine Stund zum Bummeln. Viele zog es zum Herbstmarkt, wo Allerlei zum Festtag geboten wurde. Das Abendessen nahmen wir im Hotel ein, es wurde ein Drei-Gänge- Menü serviert, welches jedem gut mundete. Erfahrungen wurden ausgetauscht, Erlebnisse berichtet und nach dem Essen auch getanzt. Ein Alleinunterhalter zog alle Register seines Könnens, um die Gäste zum Tanzen zu animieren. Ein erlebnisreicher Tag und ein lustiger Abend fanden spät ihren Ausklang.
Für so manchen hieß es nach kurzer Nachtruhe schon recht früh raus, stand doch am Samstag der Besuch der schönen Stadt Dresden bevor. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir los und kamen nach staufreier Fahrt auch frühzeitig in Dresden an. Mit 62% Wald- und Grünfläche gilt Dresden als eine der grünsten Städte Europas. Das Dresdener Elbtal wurde mit dem UNESCO-Welterbetitel gewürdigt.
Am „Italienischen Dörfchen“ direkt neben der Semperoper wurden wir von unseren Reiseleiter erwartet. Wir teilten uns in zwei Gruppen um zu einer geführten Stadtbesichtigung zu Fuß aufzubrechen. Interessantes, Unterhaltsames und Skurriles aus der Dresdener Stadtgeschichte gab es dabei zu hören. Dem Goldenen Zeitalter August des Starken verdankt Dresden den höfischen Glanz und eine der prachtvollsten Kulissen des europäischen Barocks.
Unsere Tour durch das Zentrum begann am Fürstenzug, dem berühmtesten Porzellangemälde der Stadt. Auf 24.000 Fliesen sind 93 Personen abgebildet – Markgrafen, Kurfürsten und sächsische Könige. Die Besichtigung der Frauenkirche war für uns ein Muss, ist sie doch das Aushängeschild der barocken Metropole. Erbaut zwischen 1726 und 1743, wurde das Gotteshaus in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 durch einen Bombenangriff schwer beschädigt und stürzte in sich zusammen. Knapp 50 Jahre später begann der Wiederaufbau, der elf Jahre später seinen Abschluss fand.
Zum Mittagessen kehrten wir in den Sophiekeller ein. In den historischen Gewölben des Taschenbergpalais wurden wir in die Welt August des Starken, in das 18. Jahrhundert ent- und mit einem grandiosen Mittagessen verführt. Liebliche Mägde bewirteten uns auf das Beste mit sächsischen Spezialitäten. Danach konnten wir in der Klosterbäckerei mit ihrem ehrwürdigen Backofen, im Museum mit der großen Freiherrentafel, dem großen und kleinen Zunftgewölbe oder im Wächtergang viele interessante Zeugnisse entdecken, die Auskunft über das Leben vergangener Zeit gaben.
Nach dem Mittagessen war Freizeit vereinbart und jeder erkundete beliebte Plätze auf eigene Faust. Abends fuhren wir zurück nach Leipzig, wo es dann im Auerbachskeller hieß: Schüsseln auf den Tisch für ein Abendessen im historischen Ambiente. Der zünftige Zechkeller bot das perfekte Ambiente um sowohl im trauten Kreis als auch in größeren Runde nach Herzenslust zu tafeln und zu feiern. Den Abend verbrachte danach jeder nach Belieben.
Gut gestärkt vom Frühstücksbüfett fuhren wir am Sonntagmorgen in den Freistaat Thüringen und besuchten die Landeshauptstadt Erfurt. Hier durchwanderten wir die Altstadt wieder in zwei Gruppen. Auf über 1260 Jahre bewegte Geschichte blickt Erfurt heute zurück. Geprägt durch einen der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands, ist die Stadt eine reizvolle Mischung aus reichen Patrizierhäusern und liebevoll rekonstruierten Fachwerkhäusern. Mariendom und Severikirche, dieses monumentale unverwechselbare Bauensemble und zugleich Wahrzeichen Erfurts, präsentierte sich uns im warmen Herbstlicht. Wir liefen über die einzige noch bewohnte Brücke nördlich der Alpen. Nach einem sachkundigen Stadtrundgang mit einem Stadtführer nahmen wir das Mittagessen ein.
Am Nachmittag traten wir dann schweren Herzens die Rückreise an und fuhren über die neue Rennsteigautobahn zurück nach Heilbronn. Inmitten eines einmaligen Landschaftsraumes erlebten wir Spuren der Renausance und die Pracht des Barock, den Zeitgeist und den Aufbauenthusiasmus der vergangenen Jahre. Der Mauerfall war auch für unsere Landsleute von großer Bedeutung. Wir haben hier erkannt, dass die Dresdener Frauenkirche ein Ort der Mahnung und der Erinnerung ist. Und sie setzt Zeichen: Für Versöhnung und Frieden, für Toleranz und Demokratie.
Katharina Zornik
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