Bericht Wanderwochenende 2015

Premium-Wandern in geselliger Runde

Unser Wanderwochenende im Schwarzwald

Laut Wettervorhersage sollte es das heißeste Wochenende des Jahres werden.. Deutschland stellte sich auf neue Hitzerekorde in 2015 ein. Und was machen die Banater Schwaben aus dem Kreisverband Heilbronn? Unberührt von derartigen Meldungen, fahren sie gutgelaunt am 4. Juli zu einem Wanderwochenende in den Schwarzwald.

 Nach einer staufreien Fahrt trafen wir gegen 10 Uhr auf dem Rastplatz in Bolln bei Bonndorf unseren Wanderführer Ernst Albert an. Nachdem sich alle umgezogen und startklar für die Erkundung der Schlucht gemacht hatten, bekamen wir erste Informationen von unserem Leiter über die Wutachschlucht. Unterwegs machte Herr Albert Wanderführer noch öfters einen Halt um uns die Besonderheiten, die Flora oder Fauna zu erklären. Die Wutachschlucht gehört zu den beeindruckendsten Landschaften im Südschwarzwald und bot uns Wanderern ein einmaliges Naturerlebnis.

 Die Wutachschlucht und die Bachläufe ihrer Nebenflüssen sind die letzten Canyons urzeitlicher Formationen in Baden-Württemberg. Eine Gruppe von 39 Banater Schwaben – überwiegend aus dem Kreisverband Heilbronn – machten sich auf den Weg, um die Schönheit dieser schroffen Felsen und das reißende Wasser der Wutach kennenzulernen. Wir starten an dem Parkplatz in Bolln. Von hier aus ging unser Weg hinunter zum Gewässer. Anschließend führte uns eine niedere Brücke über ein seichtes Altwasser, hinüber zum Fuße einer recht beeindruckenden Felswand. Und nur wenige Meter weiter erreichen wir den Tannegger Wasserfall, der uns mit einer Fallhöhe von 15 Metern einen atemberaubenden Anblick präsentierte. Ein bequemes, fast schon romantisches Weglein führte uns danach weiter, immer direkt am Ufer der Wutach entlang. Auf saftigen Wiesen säumten teilweise mannshohe Pflanzen und Unmengen von Pestwurz den schmalen Wanderpfad. Bei diesem sonnigen Wetter war es eine Freude, dieses wunderschöne Panorama mit wahrzunehmen.

Über den darauf hin zu bewandernden Ludwig-Neumann-Weg erfuhren wir, dass es einer der am aufwendigsten zu unterhaltenden Wanderwege des Schwarzwaldvereins ist. Gleich zu Beginn zieht er sich 70 Meter hoch hinauf, zum Amselfelsen. Von hier aus genießt man unglaubliche Tiefblicke, hinunter in die an dieser Stelle wirklich “cañonartige” Wutachschlucht. Unsere stetigen Wanderschritte trugen uns weiter zu der teilweise überhängenden Wandflucht des Engländerfelsen, der nach einem 1906 hier tödlich abgestürzten, englischen Angler benannt wurde. Der hervorragend gesicherte Weg zieht sich entlang der senkrechten Felsenwand unglaublich weit empor, begleitet von einem dichten grünen Blätterdach, welches jedoch die Sichtmöglichkeiten milderte. Ganz sachte senkt sich der Pfad dann wieder ab und erreicht erst kurz vor der Schurhammer-Hütte wieder das Niveau der Wutach.

 Die Schurhammer-Hütte ist die einzige Schutzhütte, der ganzen Wutachschlucht und der zentrale Rastplatz unserer Wanderung. Somit legen wir hier unsere Mittagspause ein, um unser mitgebrachtes Essen zu verzehren und neue Kräfte zu tanken. Nach unserer Rast ging es frisch gestärkt weiter. Doch einige unter uns hatten das Gefühl, zu lange gesessen zu haben und kamen daher etwas schwerer wieder in die Gänge. Aber die leichte Müdigkeit verflog an der herrlich frischen Luft auch schnell und nach kurzer Zeit waren alle wieder im gewohnten Wandertrott. Die hohe Luftfeuchtigkeit, gemischt mit kühlen Winden machte die Strecke auch bei hohen Temperaturen wider Erwarten leicht begehbar.

 In fröhlichem Auf und Ab folgt unser Pfad nun dem Verlauf der Wutach. Mal etwas weiter in der Höhe, dann wieder direkt neben dem Fluss. Wir passieren die Versickerung der Wutach, in der ein Teil des Wassers in den zerklüfteten Muschelkalk-Felsen des Flussbettes verschwindet, um dann einen guten Kilometer weiter in Stromrichtung wieder aus dem Fels auszutreten. Die Stelle ist kaum zu übersehen, da man auf dem Felsenpfad einen großen Schritt über diese Stelle hinweg machen muss. Es handelt sich dabei um das Wutach-Wasser, das vorher im Flussbett versickert ist. Nun kehrt es wieder in die Wutach zurück.

Zum Schluss überqueren wir den Rümmelesteg und sehen von dort aus hinüber, zu den noch erhaltenen Resten des alten Steges. Bald erreichen wir den Kanadiersteg, das ist der Übergang in die Gauchachschlucht und von da aus war es nicht mehr weit bis zu der verdienten kühlen Erfrischung am Kiosk Wutachmühle. Hier ist einer der acht Ausgänge aus der Schlucht und das Ende unserer Wanderetappe. Durchschwitzt und etwas müde freute sich jeder unter uns auf die Sitzgelegenheiten im Schatten, stärkte sich mit Flüssigem und gemeinsam zogen wir unser Fazit:

 Die Wutachschlucht ist eine der außergewöhnlichsten Gegenden im Schwarzwald, und ist auf jeden Fall einen Ausflug wert! Je tiefer man in diese Naturlandschaft eintaucht, desto schöner und eindrucksvoller wird die Strecke. Dem aufmerksamen Wanderer erschließt sich eine geologisch und landschaftsgeschichtlich einzigartige Wildflusslandschaft. Wer die Wutach entlang wandert, tritt eine abwechslungsreiche Reise durch mehrere 100 Millionen Jahre Erdgeschichte an. Für uns hat sich die Wanderung gelohnt.

Unsere Unterkunft war das sehr ruhig gelegene und familiengeführte Hotel Gasthof Kranz im Blumberger Stadtteil Riedböhringen. Im Restaurant Belo More wurde uns zum Dinner ein Vier-Gänge-Menü serviert. Zum Abendessen sind noch Bekannte dazu gekommen: Walter Berberich mit seiner Lebensgefährtin. Bekannt ist Walter unseren Landsleuten nicht nur vom Aushängeschild des deutschen Musiklebens im Banat der Nachkriegszeit – dem Schubert-Chor – sondern auch von seinen Auftritten als Musikant bei den diversen Tanzabenden im Kreisverband Heilbronn.

 Als er zusammen mit Hasi und Helmuth seine Musikinstrumente auspackte, war von der Anstrengung und Hitze des Tages nichts mehr übrig geblieben. Freudig wurden altbekannte Lieder gesungen. Und das so innbrünstig, dass es die Neugierde anderer Gäste im Lokal erweckte. Beeindruckt von unserem Liedergut gesellten sie sich zu unserer Gruppe und sangen kräftig mit. Da die Beine vom Wandern bereits erholt waren, wurde auch fleißig getanzt. Denn das Trio brachte an diesem Abend an musikalischem Können und flotter Stimmung alles auf, was im Programm auf Lager war. Erst nach Mitternacht begeben sich dann auch die Letzten auf ihre Zimmer.

Für einige unter uns war es eine kurze Nacht, als wir uns morgens am Frühstückstisch wieder trafen. Dabei war doch am Sonntag die Wanderung auf dem Feldberg vorgesehen. Unser Busfahrer fuhr uns bis zu dem Parkplatz am Hotel Feldberger Hof. Als wir unsere Wanderstiefel schnürten war es bereits sehr warm. Doch dieses tat der Wanderstimmung keinen Abbruch. Als der meist besuchte Berg des Schwarzwalds sollte der Feldberg auch von den Banater Schwaben bewandert werden.

 Wir starten mit unserem Wanderführer vom Haus der Natur Richtung Todtnauer Hütte. Dort, wo wir den Wald verließen, nötigte uns dann die umwerfende Aussicht doch zu einer kurzen Verschnaufpause. Wir sahen vor uns im Tal den Feldberger Hof und weiter am Horizont Richtung Süden bis zu den Alpen. Unser Führer Herr Albert zeigte uns stolz den Belchen und das Herzogenhorn – weitere nennenswerte und eindrucksvolle Erhebungen des Schwarzwaldes.

An der Todtnauer Hütte sind wir bereits auf eine Höhe von 1321 Meter gestiegen. Hier machen wir Rast, denn die Hitze des Tages machte sich langsam bemerkbar. Viele unter uns aßen ein Eis oder tranken etwas Kühles. Danach wandern wir weiter zur St. Wilhelmer Hütte – eine der ältesten Viehhütten am Feldberg. Sie wurde 1819 von mehreren Bauern aus der Gegend für den Herder errichtet. Mit ihren 1423 Metern ist sie die höchstgelegene Almhütte Baden-Württembergs.

 Nun ging es weiter hinauf Richtung Gipfel. Bei den letzten Metern ließen wir uns so richtig Zeit und genossen die unglaubliche Atmosphäre nahe des höchsten Punktes Baden-Württembergs. Der Seebuck liegt mit seinem weithin sichtbaren Sendeturm auf eine Höhe von 1448 Meter. Auf dem Seebuck befindet sich auch der Bismarckturm – ein Denkmal zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers. Vom Seebuck etwas entfernt liegt dann der eigentliche Feldberggipfel. Dort steht an der Spitze des Feldbergs auf 1493 Metern der Feldbergturm, in dem sich eine Radaranlage und eine Wetterwarte befinden.

Nachdem wir uns oben ein wenig ausgeruht hatten, begaben wir uns auf den Abstieg zum Raimartihof, der als der älteste Schwarzwaldhof in Baden-Württemberg gilt. Er wird in sechster Generation immer noch als Familienbetrieb geführt und als eine beliebte Einkehrmöglichkeit beschrieben. Dort wollen wir unser Mittagessen einnehmen. Auf dem Weg dorthin machte uns unser Wanderführer auf den gelben Enzian aufmerksam, der hier verstärkt blüht.

Auf dem Raimartihof bekamen wir gut bürgerliches Essen satt. Selbstbedienung und „bitte das Schmutzgeschirr wegbringen“ war angesagt. Doch vor der Essensausgabe ergab sich eine lange Schlange. Wohl eher weil alle mehr Durst als Hunger hatten. Und wegen der dauernd strahlenden Sonne suchte jeder ein Plätzchen im Schatten.

Gut gestärkt und wohlgelaunt traten wir singend den Rückweg an. Dieser führte uns zunächst zum idyllisch gelegenen Feldsee. Der Feldsee ist wohl der großartigste Karsee des Schwarzwalds. Und mit einer Tiefe von über 30 Meter hat er fast schon einen alpinen Touch. Jedenfalls bot er uns den idealen Hintergrund für zahlreiche Fotos.

Bis zum Ausgangspunkt war es dann nicht mehr weit. Aber der Weg zog sich in die Länge, da noch einige Höhenmetern bewältigt werden mussten, bis man dann endlich zum Haus der Natur absteigen konnte. Zum Glück verlief der größte Teil des Weges im Wald und somit geschützt von den Sonnenstrahlen, die an diesem Sonntag in vielen Orten die 40° Marke erreichten oder gar überschritten. Hier wartete auch unser Bus, der uns sicher nach Hause brachte.

Ein interessantes und erlebnisreiches Wochenende in einer der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Ferienregionen Deutschland ging viel zu schnell vorbei. Und um mit seinen Freunden in erfrischender Umgebung Neues und Interessantes zu erleben, nimmt man so manches in Kauf. Auch eine Wanderung an einem Tag, der für einen neuen Hitzerekord in Deutschland gesorgt hat.

Katharina Zornik