Abschlusskonzert der Musikwoche Löwenstein

Ein Höhepunkt für Musikliebhaber

Das Abschlusskonzert der Musikwoche Löwenstein in Heilbronn

Zum 39. Mal hatte die Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa (GDMSE) Menschen aller Altersgruppen, Instrumentalisten sowie Chorsängerinnen und Chorsänger in die Evangelische Tagungsstätte Löwenstein eingeladen. Die Musikwoche Löwenstein ist ein jährlich stattfindendes musikalisches Ereignis, das sich durch sein vielfältiges Programm und seine hochkarätigen Darbietungen auszeichnet und das Herzstück der GDMSE-Arbeit ist. Hier kommt über eine ganze Woche hinweg Musik von deutschen Komponisten aus Südosteuropa zum Klingen, hier verschmelzen wissenschaftliche Ziele mit der Emphase von weit über 100 begeisterten Laien- und Profimusikern.

Zum Abschluss dieser intensiven Woche voller Arbeit und Leidenschaft fand das Abschlusskonzert am Samstag, den 26. April 2025 ab 18 Uhr in der Heilbronner Kilianskirche statt. Es wurden weitgehend unbekannte Werke und spannende Entdeckungen von Komponisten aus dem Banat und Siebenbürgen versprochen. Der Eintritt war frei, um Spenden wurde am Ausgang gebeten. Ein Teil des Erlöses kommt der Sanierung der beiden Orgeln in der Kilianskirche zugute. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Andreas Schein und Andrea Kulin.

Auch in diesem Jahr spielte der Jugendchor eine wichtige Rolle bei der Musikwoche. Und so eröffnete der Jugendchor unter der Leitung von Markus Piringer mit Sanctus aus der Missa subhostinensis von Ladislav Moravec vom Kirchenchor aus, den musikalischen Abend. Als zweites Lied erfolgten vom Chor das Ave Maria von Franz Biebel (1906-2001).

Das Abschlusskonzert umfasste eine beeindruckende Auswahl an Stücken, die sowohl klassische Meisterwerke als auch zeitgenössische Kompositionen enthielt. Die Operette „Der ‚Zigeuner’baron“ gehört zu den anspruchsvollsten Bühnenwerken von Johann Strauß Sohn und wurde 1885 in Wien uraufgeführt. Die Handlung der Operette spielt teilweise im Banat, welches damals zur k. u. k. Monarchie gehörte. Das Werk spiegelt die ethnische Vielfalt des Banats wider, in der zahlreiche unterschiedliche Kulturen zusammenlebten. Mit der Ouvertüre aus dieser Operette wurde der Orchester-Teil des Konzertes eröffnet.

Franz Hybl war ein Kapellmeister aus Arad. Er komponierte seine Missa Solemnis in C nach Motiven der Oper „Joseph und seine Brüder“ von Étienne Nicolas Méhul. Die Praxis, geistliche Messen aus Opernmotiven zusammenzustellen, war im süddeutschen Raum des frühen 19. Jh. weit verbreitet. Wie Hybl an das Aufführungsmaterial kam, ist nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Oper um 1820 im alten Theater von Arad aufgeführt wurde. Die Messe verarbeitet Arien, Ensembles und Duette aus Méhuls Oper und verbindet sie mit liturgischem Text. Eine seltene, faszinierende Verbindung von Opernwelt und Kirchenmusik.

Ein besonderes Highlight des Abends war die Uraufführung des Requiem von Heinz Acker. Dieses Werk ist Teil des Zyklus “Hexenszenen“ und thematisierte eindrücklich das Leid der Frauen, die seit dem Mittelalter Opfer von grausamen Hexenverfolgungen wurden. Herr Acker war unter den Zuhörer und genoss den Applaus seines Stückes, welches in Heilbronn erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde und die Zuhörer sicherlich mit seiner emotionalen Tiefe und musikalischen Komplexität beeindruckt hat. Für sein vielfältiges Wirken wurde Professor Heinz Acker mehrfach ausgezeichnet.

Das Abschlusskonzert der Musikwoche Löwenstein in Heilbronn war ein Fest für die Sinne und ein würdiger Abschluss einer Woche voller musikalischer Höhepunkte. Die Vielfalt der gezeigten Werke, die Qualität der Darbietungen und die begeisterte Reaktion des Publikums machten diesen Abend zu einem unvergesslichen Ereignis, das sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Die Kilinaskirche Heilbronn bot mit ihrer beeindruckenden Architektur und ihrer hervorragenden Akustik den perfekten Rahmen für dieses bedeutende musikalische Ereignis. Die Atmosphäre der Kirche hat zur Wirkung der dargebotenen Werke beitragen und den Abend für die Besucher unvergesslich gemacht. Hoffentlich sind auch viele Spenden eingegangen, um die Sanierung der Orgel zu unterstützen. Zugegeben, in früheren Jahren waren mehr Besucher bei den Abschlusskonzerten. Erfreulich war aber, dass sich die Anzahl der Banater Schwaben vergrößert hat.

Die künstlerische Gesamtleitung übernahm auch in diesem Jahr der Temeswarer Dirigent Andreas Schein, gemeinsam mit der Kantorin und Organistin Andrea Kulin. Weitere Dozenten waren Ilarie Dinu (hohe Streicher, Konzertmeister), Jörg Meschendörfer (tiefe Streicher, Salonorchester), Brigitte Schnabel (Kammermusik), Dorothea von Kietzell (musikalische Früherziehung und Kammermusik), Gerlinde Knopp (Kinderbetreuung), Isabella Schöne (Holzbläser), Matthias Nassauer (Blechbläser), Agnes Dasch (Ensemblegesang), Liane Christian (Klavierkammermusik und Korrepetition), Christian Turck (Korrepetition) und Markus Piringer (Jugendchor). Die Organisation lag in den Händen von Bettina Meltzer und Johannes Killyen.

Katharina Zornik