Abschlusskonzert der 36. Musikwoche Löwenstein

Pünktlich um 18 Uhr kam am Samstag, den 23. April 2022 der Jugendchor in die Heilbronner Kilianskirche und wartete brav vor dem Altar das Ende der Glockenschläge ab. Das war für einige Jugendliche eine sichtlich lange Wartezeit, für viele aus dem Publikum wiederum die beste Zeit, um störungsfrei Fotos zu machen.

Vermutlich war beim 36. Konzert Corona-bedingt die Kirche nicht so voll wie in den zurückliegenden Jahren. So manche Sitzplätze blieben frei und die Banater Schwaben waren bei diesem Event den Siebenbürgen Sachsen total unterlegen. Ob wohl das Programm mitschuldig war? Auf dem Werbeplakat wurde „weniger bekannte Musik von Komponisten aus Siebenbürgen und dem Banat“ angekündigt. Aber bei den in der Kirche aufgeführten Werken waren die Banater Komponisten schwindend vertreten. Federführend war wie immer die Gesellschaft für die deutsche Musikkultur im Südöstlichen Europa, die durch Editionsprojekte längst verschollenes Notenmaterial wieder an den Tag bringt. Die musikalische Gesamtleitung hatte der Kronstädter Stadtkantor, Organist und Musikforscher Dr. Steffen Schlandt übernommen.

Der Jugendchor der Musikwoche unter der Leitung von Annika Ryssel (Musiklehrerin aus Königsbrunn, Bayern) eröffnete nur mäßig mit „Sei stille dem Herrn“ aus Mendelsohns Oratorium „Elias“. Die Pop-Harmonik in „One of Us“ von Joan Osborne lag sichtlich mehr auf der Wellenlänge der jungen Sängerinnen und Sänger und wurde entsprechend frisch vorgetragen.

Heimlicher Star des Programms war das Projektorchester der Musikwoche mit erstaunlich vielen jungen Gesichtern an den Pulten. Konzertmeister Ilarie Dinu, ein aus Rumänien stammende Geiger, der bei der Neuen Philharmonie Westfalen spielt und sich stark dem musikalischen Nachwuchs widmet hatte als erfahrener Geiger seine Spieler gut im Griff und war eine große Hilfe für den jungen Kronstädter Dirigenten Steffen Schlandt, der sein Handwerk in Trossingen und Würzburg gelernt hat.

Die Symphonische Dichtung „Lancelot“ von Hermann Klee (1883-1970), der in Temeswar wirkte, sowie die Kantate „Der 1. Psalm“ für Soli, Chor und Orchester des Kronstädter Komponisten Johann Lukas Hedwig (1802-1849) wurden gut aufgeführt. Schlandt spornte das Orchester zu dramatischer Dynamik an. Von höfischen Fanfaren bis zu unheimlich intriganter Holzbläsermotivik war alles dabei, König Artus schaut ebenso vorbei wie die in ätherischen Streicherflächen erscheinende Dame vom See.

Mendelssohn stand Pate für Dramatik und chorische Klangwirkung in „Richte mich Gott“ nach dem 43. Psalm für Soli, Chor und Orgel des Kronstädter Komponisten Rudolf Lassel und orchestriert von Prof. Heinz Acker.

Es war ein musikalisch schöner Abend und nach über einer Stunde Spielzeit wurden die Interpreten mit viel Beifall belohnt. Für die Solistinnen und Solisten Agnes Dasch (Sopran), Andrea Kulin (Alt), Hans Straub (Tenor) und Johannes Dasch (Bariton) gab es Blumensträuße. Der laue Frühlingsabend war noch jung und zu schade zum nach Hause Gehen. Da sich hier viele Bekannte trafen nutzten sie die Zeit für einen Plausch oder man ging in ein Lokal, wo man den Abend gemütlich ausklingen ließ.

Toni Michels