Herbstreise nach Salzburg (1. bis 3. Oktober) – bei sommerlichen Temperaturen
Nach drei-jähriger, coronabedingter Pause hat der Kreisverband der Banater Schwaben Heilbronn die Tradition der Herbstreisen wieder aufgenommen. Die Vorfreude war groß, auch wenn am Sonntag beim Aufstehen um drei Uhr morgens davon kaum etwas zu spüren war… Die Abfahrt von Massenbachhausen war bereits um fünf Uhr geplant! Als die Reisenden auf mehreren Stationen nach und nach den riesigen roten Bus füllten und dabei jedes Mal die Neuankömmlinge herzlich begrüßt wurden, ging es auf die Reise nach Salzburg. In diesem Jahr hatte der Kreisverband sich für einen Bus, statt der sonst zwei, entschieden. Dieser war dann auch bis auf den letzten Platz mit 61 Personen frühzeitig ausgebucht. Toni Michels, der Vorstandsvorsitzende des Kreisverbandes begrüßte die Teilnehmer und wünschte allen eine gute und angenehme Reise. Nach einigen Zwischenstopps kam es zu einer etwas längeren Verzögerung, da der Busfahrer einen Stau umfahren musste. Fast pünktlich kamen wir bei der Gaststätte Altwirt in Piding an, wo wir zum Mittagessen Halt machten. Auf der nachfolgenden kurzen Fahrt nach Salzburg wurden im Bus – quasi als Nachtisch – Süßigkeiten, darunter von einer Teilnehmerin selbst gebackene „Scherbo-Schnitte“, gereicht, zur Verdauung teils selbst gemachte Liköre und Brände.
Rechtzeitig am Treffpunkt für die geplante Stadtführung angekommen, wurden wir in drei überschaubare Gruppen auf- und unseren Stadtführerinnen zugeteilt. Bei bestem „Kaiserwetter“ versuchte sie uns die Geschichte und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg näherzubringen. Aufgrund der kurzen Zeit, der Fülle an Informationen, sowie der vielen interessanten Bilder, die verarbeitet und fotografiert werden wollten, war es nicht immer einfach, den kompetenten und sehr ausführlichen Schilderungen der Stadtführerin zu folgen.
Die Geschichte der Stadt Salzburg beginnt bereits in der Jungsteinzeit mit der ersten Besiedelung des heutigen Stadtgebietes um die Salzach. Mit der ausdrücklichen Nennung eines erzbischöflichen Stadtrichters (urkundlich zuerst 1120/1130) ist Salzburg die älteste Stadt im heutigen Österreich. Ihren Namen und ihren großen Reichtum verdankt die Stadt dem weißen Gold – Salz. Ihre Schönheit verdankt sie ihren Kirchenfürsten. Heute gilt die Stadt als Perle der barocken Baukunst schlechthin. Zur Kulturmetropole wurde sie ab 1920 durch die Einführung der weltbekannten Festspiele.
Zu Beginn der Stadtführung besuchten wir den Mirabellgarten. „Bewundernswert schön“ (übersetzt aus dem Italienischen) fanden auch wir dieses im Herzen der Stadt gelegene Gartenjuwel. Bereits 1606 als Schlossgarten von Fürsterzbischof von Raitenau konzipiert, wurde er 1689 zum Barockgarten umgestaltet und ab 1817 der Öffentlichkeit zugänglich. Hier konnten wir prachtvolle Blumenbeete, Springbrunnen und Statuen bewundern und den Blick auf das Schloss Mirabell genießen. Als Anekdote berichtete unsere Stadtführerin, dass der Erbauer 15 Kinder hatte und dass er als Erzbischof einen seiner Söhne zu einem Papstbesuch mitgenommen hatte. Gegenüber dem Papst stellte er ihn dann als Neffen seines Bruders vor…
Vom Mirabellgarten aus machen wir uns auf den Weg zum Markartplatz, vorbei am berühmten Salzburger Marionettentheater, welches seit 2007 das Broadway Musical „Sound of Music“ auf dem Spielplan hat. Basierend auf der wahren Geschichte von Maria von Trapp wurde das Musical spätestens 1965 mit seiner Verfilmung zum Welterfolg. Im Übrigen ist Salzburg für die Originalschauplätze des Films bis heute weltbekannt; Gäste aus aller Herren Länder nutzen die Gelegenheit, die Spielstätten zu besuchen. Bedeutung besitzt der Markartplatz – auf dem sich die Dreifaltigkeitskirche befindet – auch, weil hier die beiden berühmtesten Salzburger Wolfgang Amadeus Mozart und Christian Doppler zeitweilig wohnten.
Auf dem Weg zur Salzach kommen wir an dem Haus und der lebensgroßen Statue des berühmten Dirigenten Herbert von Karajans vorbei. Die Salzach queren wir über den Marco-Feingold-Steg, der mittlerweile zu einem „Liebessteg“ mutiert ist, wie es unzählige Schlösser an dessen Geländern dokumentieren.
Am anderen Ufer der Salzach erreichen wir den Universitätsplatz, auf dem sich die älteste Universität Salzburgs, gegründet im Jahr 1622, befindet. In unmittelbarer Nähe liegt das Festspielhaus, welches zwischen der alten Fassade des ehemaligen Hofmarstalles und dem Mönchsberg eingefügt wurde. Dazu mussten zwischen 1956 und 1960 für den Neubau 55.000 Kubikmeter des Mönchsbergs abgetragen werden. Das Große Festspielhaus wurde 1960 mit Richard Strauss’ Oper „Der Rosenkavalier“ unter der Leitung von Herbert von Karajan eröffnet und ist heute eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt.
Unser nächster Halt ist die Erzabtei St. Benedikt aus dem 8. Jahrhundert. Hier können wir die beeindruckende Architektur bewundern und einen Moment der Ruhe im Innenhof am Rupertus-Brunnen genießen.
Anschließen machen wir uns auf den Weg zum Domplatz, dem historischen Herzen von Salzburg, wo sich der imposante Salzburger Dom, eine prächtige Kathedrale im barocken Stil, erhebt. Die Torgitter zur Vorhalle tragen als Inschriften die drei Weihejahre 774, 1628 (nach Wiederaufbau als Folge eines Großbrandes) und 1959 (nach Wiederaufbau aufgrund der Zerstörung im zweiten Weltkrieg). Den Mittelpunkt des Platzes bildet eine Mariensäule, die nur mit den Krönungsengeln an der Domfassade und mit den Beschriftungen und Symbolen am Sockel als solche erkennbar ist.
Gleich nebenan liegt der Residenzplatz mit einem prächtigen Schloss, das einst als Wohnsitz den Fürsterzbischöfen diente. Heute beherbergt es das Salzburg Museum, in dem man mehr über die Geschichte der Stadt erfahren kann. Die Mitte des Platzes wird durch den aus dem 17. Jahrhundert stammende prunkvollen Brunnen bestimmt.
Beim Betreten des Kapitelplatzes werden wir von einem modernen Kunstwerk des deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol überrascht. „Der Mann auf der Kugel“ – im Volksmund auch Balkenhol-Mozartkugel genannt – ist auf eine Privatinitiative zurückzuführen, die sich zum Ziel gesetzt hat, internationale Künstler für die Stadt zu gewinnen. Das Kunstwerk besteht aus einer vergoldeten Kugel mit einem Durchmesser von fünf Metern, auf der in neun Metern Höhe eine bronzene männliche Figur mit schwarzer Hose und weißem Hemd steht, die zur Festung hochschaut. Ein imposanter Anblick…
Zum Schluss der Führung erreichen wir den Alten Markt an der Getreidegasse mit dem Floriani-Brunnen. Hier befindet sich auch Mozarts Geburtshaus, das heute als Museum dient und Einblicke in das Leben und Werk des berühmten Komponisten bietet. Als Kuriosum erfahren wir, dass es seit 1950 in Salzburg eine „Luftsteuer“ gibt: eine Geldleistung, die das Grundamt des Magistrats einfordert, wenn Anrainer Gegenstände über öffentlichem Grund anbringen.
Am Abend wurde es dann wieder hektisch: Gepäck ausladen, Einchecken, Auspacken, frisch machen und rechtzeitig um 19:00 Uhr beim schmackhaften Drei-Gänge-Menü erscheinen. Nach dem Essen packten „unsere“ Musikanten ihre Instrumente aus und luden zum Mitsingen und Tanzen ein. In diesem Jahr wurde das Trio „Hasi“ Sterbling (Akkordeon), Helmuth Paul (Trompete) und Walter Berberich (Gitarre) durch Wilfried Bernath (Klarinette) verstärkt. Bei flotter Musik, Tanz und Gesang wurden die meisten nach dem langen anstrengenden Tag wieder munter.
Am nächsten Morgen wurden wir erneut zum Busterminal gefahren. Auf dem bereits vom Vortag bekannten Weg ging es zu Fuß zur Talstation der Festungsbahn – eine Standseilbahn, die seit 1892 die Fahrgäste zur Hohensalzburg befördert. Sie ist die älteste in Betrieb befindliche Seilbahn dieser Art in Österreich. Oben angekommen erwarteten uns bereits zwei Burgführerinnen.
Die Festung Hohensalzburg, welche uns bereits am Vortag als alles überragendes und omnipräsentes Wahrzeichen der Stadt aufgefallen war, ist eine der größten vollständig erhaltenen Burganlagen Europas. Sie wurde im 11. Jahrhundert erbaut und diente als Festung und Residenz für die Fürsterzbischöfe von Salzburg. Die Burg thront majestätisch auf dem Festungsberg oberhalb der Altstadt. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Stadt und die umliegende Landschaft. Die vorgesehene einstündige Führung dehnte sich dann auf anderthalb Stunden aus, da es eine Fülle von interessanten Geschichten zur Burg zu erzählen gab. Hier nur ein paar Schilderungen, die sich uns eingeprägt haben:
Als „spezielles Geschenk“ an die Salzburger Bürger gilt die Walzenorgel im Krautturm – der „Salzburger Stier“ (1502). Diese mahnte die Stadtbürger täglich morgens um vier Uhr zum Arbeitsbeginn. Im Übrigen ist die Anlage noch heute funktionsfähig; allerdings wurden die drei Zeiten an denen der „Stier brüllt“ auf 7:07, 11:07 und 19:07 Uhr geändert.
Obwohl sich der Fürsterzbischof von Raitenau eher um die Bauwerke in der Stadt kümmerte und kein Interesse am Ausbau der Burg zeigte, wurde die Burg sein Schicksal. Von seinem Nachfolger Markus Sittikus von Hohenems – dem wir später wieder begegnen werden – wurde er hier sieben Jahre lang bis zu seinem Lebensende gefangen gehalten.
Eine schöne Legende, welcher allerdings die historischen Bezüge fehlen, erzählt von der Belagerung der Stadt zur Zeit der Bauernaufstände. Die Belagerer wollten die Stadt aushungern. Die Salzburger erkannten die Absicht der Feinde und, als trotz strengen Fastens irgendwann der Tag kam, an dem nur noch ein einziger gut genährter Stier übriggeblieben, der noch nicht geschlachtet war, verfiel der Stadtkommandant auf eine List: Am frühen Morgen wurde der Stier auf die breite Festungsmauer getrieben und von dort dem Feind gezeigt. In der kommenden Nacht strichen die Salzburger den scheckigen Stier weiß an und zeigten ihn am Morgen darauf wieder den Belagerern. Am dritten Morgen trabte ein pechschwarzer Stier über die Festungsmauer. Die Belagerer waren nun der Meinung, dass die ganze Belagerung nichts gebracht hätte und zogen ab. In der Stadt herrschte darüber großer Jubel. Die Bürger führten den Stier hinab an die Salzach und wuschen ihn so lange, bis er wieder braun gefleckt war. Angeblich nennt man die Salzburger seit dieser Zeit die „Stierwascher“. Tatsache ist, dass die Festung niemals ihre Verteidigungsfunktion unter Beweis stellen musste.
Nach der Talfahrt mit der Festungsbahn hatten wir Zeit zur freien Verfügung. Beim Schlendern durch die Getreidegasse – die „Hauptschlagader“ der Salzburger Innenstadt – erleben wir ihren unverwechselbaren Charme. Charakteristisch für ihre Architektur sind deren Durchhäuser, die sie mit benachbarten Gassen verbindet. Zierliche und verspielte Zunftzeichen hängen an den Hauptportalen über den Köpfen der Besucher. Diese werden immer noch in Handarbeit von der dort angesiedelten Schlosserei gefertigt. Neben internationalen Modeketten reihen sich geschichtsträchtige Gasthöfe, Cafés und einzigartige Traditionsbetriebe, in denen u.a. auch die berühmten handgefertigten Mozartkugeln angeboten werden. Auch wir können uns der Aussage anschließen: „Wer nicht in der Getreidegasse war, hat Salzburg nicht gesehen!“
Ein Teil unserer Gruppe wurde vom Café Mozart mit seinen Salzburger Nockerln und anderen Leckereien angelockt. Beim gemeinsamen Probieren der ausgewählten schmackhaften Apfel- und Topfenstrudel sowie der obligatorischen Nockerln – bestehend aus überwiegend warmer Luft -, glaubten wir den Begriff „Luftsteuer“ zur Gänze verstanden zu haben.
Am Nachmittag war ein Ausflug zum Schloss Hellbrunn vorgesehen. Dieser „davor nie gesehene Ort der Vergnügungen und Erholung“ wurde vom Fürsterzbischof Markus Sittikus geplant. Das Anwesen war Sommersitz und gleichzeitig Lustschloss und entstand in einer rekordverdächtig kurzen Bauzeit von 1612 bis 1615. Eine der Hauptattraktionen von Schloss Hellbrunn sind die berühmten Wasserspiele. An 21 Stationen wird über Audioguide erklärt, wie es zu dieser Anlage kam, welchen Schabernack der Fürsterzbischof zu treiben wusste und was die Besonderheit des historischen Mechanischen Theaters ist. Dabei lohnt es sich, vorsichtig zu sein: An vielen unerwarteten Orten spritzt und plätschert es gewaltig! Nachdem wir die Wasserspiele mehr oder weniger nass verließen, hatten wir noch genügend Zeit, um eigenen Interessen nachzugehen. Einige besuchten die Ausstellung „SchauLust: Die unerwartete Welt des Markus Sittikus“. Nach so vielen Eindrücken aus Stadt, Burg und Schloss entschieden wir uns zu einem Spaziergang durch den angrenzenden Park mit seinen Alleen, altem Baumbestand – bei tiefstehender Sonne und Stille.
Vor dem Einstieg in unseren Bus und während der Rückfahrt ins Hotel wurden flüssige Köstlichkeiten von einigen Mitreisenden gereicht, sodass wir gut gelaunt im Hotel ankamen.
Nach dem köstlichen Abendesse griffen unsere Musikanten erneut zu ihren Instrumenten, wovon sich auch unser Fahrer Niko animiert fühlte und ein ukrainisches Lied darbot. Vom Applaus ermutigt, stellte er – zusammen mit einer Mitreisenden – auch seine „besondere“ tänzerische Begabung unter Beweis, wobei kein Auge trocken blieb. Niko scheint vielseitige Begabungen zu haben; lediglich das Kaffeekochen muss er noch lernen… Auch die anderen Gäste waren an diesem Abend voll bei der Sache, sangen mit, tanzten, die Polonäse fegte durch den Saal, sodass es den meisten schwerfiel – mit Melancholie – einen Schlusspunkt an den Abend zu setzen.
Am nächsten Morgen hieß es Frühstücken, Packen und Auschecken, damit wir rechtzeitig unser letztes Ausflugsziel, die Stiegl Brauwelt ansteuern konnten. Die Führung begann im Museum, wo wir über die Geschichte der größten Bierbrauerei Österreichs informiert wurden. Auf der Homepage der Brauerei heißt es: „Die Erde hat aufgehört eine Scheibe zu sein und ist nach Kopernikus eine sich bewegende Kugel geworden. Infolgedessen wird Amerika entdeckt. Das ist das Umfeld, in dem das Bräuhaus … erstmals am 16. Juni 1492 urkundlich erwähnt wird.“ Am 16. Dezember 2009 ist es so weit: In der Stiegl Brauerei wird nach über 500-jähriger Geschichte des Familienunternehmens der Millionste Hektoliter Bier gebraut! Bei der Führung erfahren wir viel über die Rohstoffe und den Brauprozess, nehmen an Bierverkostungen von drei Biersorten Teil und erleben in der Produktion, wie pro Stunde 90.000 Flaschen Bier abgefüllt werden. Nach der Führung erwarteten uns im Biergarten der Brauerei unter alten Kastanienbäumen schön gedeckte Tische, an denen wir unser Mittagessen als „Brettljause“ einnahmen.
Vor Antritt der Heimreise gab es für Toni – in großer Runde stehend – ein herzliches musikalisches „Dankeschön“ für seinen Einsatz und für die gelungene Reise.
Als würde es im Bus ein „Tischlein deck dich“ geben, wurden erneut Süßigkeiten und Flüssiges in „Stamperl“ ausgeteilt. Gegen Abend gab es von den Resten der Brettljause noch eine Zwischenmahlzeit auf einem Parkplatz, wo beherzte Frauen es schafften, auch das letzte Stückchen Butterbrot an die Frau und an den Mann zu bringen.
Katharina Hell (Stellvertretende Vorstandsvorsitzende) zog während der Fahrt noch eine Bilanz der Reise, bedankte sich bei allen, die zum guten Gelingen beigetragen hatten – in erster Linie bei Toni Michels, Vorstandsvorsitzender und bei dem gesamten Vorstand –, lud die Gäste ein, auch weitere Veranstaltungen des Kreisverbandes zu besuchen und bei der nächsten Reise wieder dabei zu sein.
Unser Fazit: Es war eine durchweg gut organisierte und gelungene Reise, mit vielen schönen Erlebnissen, stimmungsvollen Abenden, mit guten Gesprächen und Begegnungen, welche die Teilnehmer der Reise einander wieder nähergebracht haben. Grund genug, um weiteren Wander- und Reiseplänen des Kreisverbandes voller Erwartung entgegenzusehen.
Erna Retzler und Walter Berberich