„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ ist ein beliebter Schlachtengesang deutscher Fußballfans, wenn die eigene Mannschaft den Einzug in das DFB-Pokalfinale erreicht hat, welches seit 1985 jedes Jahr in Berlin ausgetragen wird. Ganz so dramatisch und lebhaft ging es bei den Banater Schwaben in Heilbronn nicht zu, als sie am 30. September 2016 nach Berlin fuhren, obwohl auch bei ihnen die Vorfreude groß und die Erwartungen hoch gesteckt waren.
Nachdem alle zugestiegen und die Busse dann endlich auf der Autobahn fuhren, sehnte man auch schon die erste Kaffeepause herbei. Denn wir fuhren mit zwei Bussen und viele wollten wissen, wer noch in dem anderen Bus sitzt. Immerhin waren auf dieser Reise Mitglieder aus 9 verschiedenen Kreisverbänden dabei. Man kennt sich ja von den diversen Veranstaltungen und die Wiedersehensfreude war groß, als man sich auf dem Parkplatz begrüßen konnte.
Zur Mittagspause hielten wir in Mödlareuth. Hier begaben wir uns zum Deutsch-Deutschen Museum, wo uns in einer Filmvorführung die Geschichte des geteilten Dorfes gezeigt wurde. Wie sonst nur noch in Berlin trennte eine Mauer den kleinen Ort seit dem 13. August 1961 in einen Ost- und einen Westsektor.
Auch heute noch gibt es gute Einblicke in die damalige Grenzsituation mit Mauer, Wachtürmen und Todesstreifen. Das Freigelände der Gedenkstätte konnten wir mit Hilfe des Besucherleitsystems und Bild-Text Informationstafeln individuell erkunden. Im Mittelpunkt stehen 100 Meter Originalmauer. Kontrollstreifen, Metallgitterzaun und Beobachtungstürme auf thüringischer Seite erzählen von dem dunklen Kapitel deutscher Trennungsgeschichte. Selbst das Winken über die Grenze war den streng überwachten Mödlareuthern auf DDR-Seite verboten.
Als Mittagessen gab es warme Würstchen mit Brötchen und Senf, die die Fahrer für uns zubereitet hatten. Eine Mittagspause in einer Gaststätte wäre zu zeitaufwendig gewesen, müssten doch 99 Personen versorgt werden. Und dass kann sich ziehen.
Ein zweiter Vorteil war, dass man das Essen locker einnehmen und dabei mit den Mitreisenden aus dem anderen Bus plaudern konnte.
Der befürchtete Stau wegen dem langen Wochenende wirkte sich bei der Anfahrt nach Berlin deutlich kürzer aus als befürchtet. Da wir später eintrafen als geplant, musste das Abendessen um eine halbe Stunde verschoben werden. Beim Betreten der Zimmern war die Müdigkeit schnell verflogen, alle waren von dem Komfort der Zimmern und dem angebotenen Service im ****Best Western Plus Hotel Steglitz International begeistert. „Luxus pur “, wie man es später von einer älteren Frau hörte.
Beim Abendessen waren alle ganz angetan von dem Essen vom Büfett, welches uns geboten wurde. Jeder konnte sich nach Herzenslust bedienen. Nach dem Abendessen wurden Liederhefte verteilt und bei Musik von Hasi Sterbling und Walter Berberich ließen wir den Tag stimmungsvoll ausklingen.
Gut gestärkt von einem reichhaltigen Frühstücksbüfett starteten wir am zweiten Tag um 9 Uhr mit je einem Reiseleiter im Bus zu einer großen Stadtrundfahrt. Wir waren beeindruckt von den vielen Sehenswürdigkeiten und von den Schilderungen unserer Reiseleiter. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Europacenter, Zoologischer Garten, Schloss Charlottenburg und Olympiastadion, um nur einige davon zu nennen.
Den ersten Ausstieg aus dem Bus hatten wir am Checkpoint Charlie, der zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt. Die originale Schlagbäume und Wachtürme des einstigen militärischen Kontrollpunkts sind längst durch Nachbauten ersetzt und die Mauer ist hier verschwunden. Studenten bieten sich in ehemaligen Uniformen den Touristen für ein Foto an. Natürlich machten viele Gebrauch davon.
Nach einer ca. halbstündigen Weiterfahrt hielten wir am Glockenturm, welcher Teil des in der NS-Zeit gebauten und weltbekannten Olympiastadions im Westen Berlins ist. Wir fuhren mit dem Aufzug hoch, denn die Plattform bietet einen tollen Ausblick über weite Teile Berlins. Der Turm ist das Wahrzeichen des Olympia-Komplexes und wurde von 1934 bis 1936 zu den 1936 stattfindenden Olympischen Spielen gebaut. 1947 wurde er auf Grund zu starker Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg gesprengt und daraufhin zu Beginn der 60er Jahre wieder aufgebaut und hat heute eine Höhe von 77,17 Metern. Von dort oben fiel uns auf, wie grün Berlin ist: Weit erstreckt sich der Grunewald und um die Stadt herum erkennt man die märkischen Wälder und Seen.
Am Ende dieser Tour stärken wir uns mit einer Original-Currywurst am berühmten Stand Bier‘s Ku‘damm 195. Die echte Berliner Currywurst ist eine Currywurst ohne Darm! Sie wird wegen ihrer Besonderheit auch als Berliner Bratwurst bezeichnet. Unsere Gruppe war angemeldet und wurde vom Chef persönlich mit einer leckeren Currywurst bedient. Wir erkannten ihn von den vielen Fotos, die er mit prominenten Besuchern an seinem Stand geschossen und aufgehängt hatte. Selbst der ehemalige Bundeskanzler Schröder ist hier mit einem Foto verewigt, genauso wie Boris Becker, Udo Lindenberg und andere Stars.
Von hier aus ging es weiter zum zweiten Teil der Stadtbesichtigung. Den ersten Halt machten wir am Brandenburger Tor. Es dient zur Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg und wurde auf Anweisung des preußischen Kaiser Wilhelm gebaut. Doch mit dem Bau der Mauer 1961 war das Brandenburger Tor undurchquerbar, da es mitten im Sperrgebiet zwischen Ost und West stand. Es diente als Grenze zwischen Ost- und Westberlin und war somit auch die Grenze der NATO-Staaten, sowie der Warschauer Pakt Staaten. Doch nach dem Fall der Mauer wurde es wieder geöffnet und ist heute als Symbol für die Einheit bekannt. Heute bildet das Brandenburger Tor den Abschluss der Straße Unter den Linden.
Beim Ausstieg aus dem Bus fiel uns eine laute Gruppe auf. Viele Syrer hatten sich hier versammelt und protestierten Fahnen schwingend gegen den Krieg in ihrem Land. Vor dem wichtigsten Wahrzeichen unsere Hauptstadt wurden sehr viele Fotos geschossen. Zu dem Staatssymbol, mit dem reichliche geschichtliche Ereignisse verbunden sind, wusste unser Reiseleiter wieder sehr viel zu erzählen. Etliche bedeutende Ereignisse der Geschichte, sowohl Berlins und Deutschlands als auch Europas und sogar der Welt stehen in Verbindung mit diesem Tor.
In unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor befindet sich seit dem Jahr 2005 das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es wird auch Holocaust-Mahnmal genannt und soll mit seiner abstrakten Form zum Nachdenken anregen. Hier hielten wir an, ohne auszusteigen, denn nun hatte Regen eingesetzt. Kern des Denkmals ist das so genannte Stelenfeld, eine etwa 19.000 Quadratmeter große Freifläche, auf der sich insgesamt 2711 Betonquader (auch „Stelen“ genannt) befinden. Diese betrachteten wir aus dem Bus und ließen das Bild in uns wirken.
Auf der Besichtigungstour, die uns u. a. an der Humboldt Universität oder der Alten Bibliothek vorbei führte, hielten wir vor dem monumentalen Reiterstandbild König Friedrichs II. von Preußen und versanken wieder tief in Geschichtsunterricht. Dieses Reiterstandbild gehört zu den bedeutendsten Reiterdenkmälern des 19. Jahrhunderts. Der „Alte Fritz“ wird hier auf seinem Lieblingspferd dahinreitend in historischer Uniform mit Dreispitz und Krückstock dargestellt.
Abschließend ging es durch den Gendarmenmarkt, der zu den schönsten Plätzen Berlins gehört. Die wechselhafte Geschichte des Gendarmenmarkts lässt sich bis in das 17. Jahrhundert verfolgen. Jede historische Phase hat ihre architektonischen Spuren auf dem Gendarmenmarkt hinterlassen.
Danach bekamen wir Freizeit, die jeder individuell nutzte. Sehr viele unter uns gingen in das KaDeWe, Berlins größtes und bekanntestes Kaufhaus. Auf acht Etagen wird dem Besucher ein umfangreiches, gehobenes Warensortiment angeboten. Weltberühmt ist das KaDeWe am Wittenbergplatz für seine große Feinschmecker-Abteilung. Aber auch der Mode-, Kosmetik- und Dekobereich lässt die Herzen von Shopping-Freunden höher schlagen. Ein wahrer Augenschmaus waren für uns die Schaufenster mit den einfallsreichen Dekorationen.
Das Abendessen konnten wir am zweiten Abend pünktlich, wie im Programm vorgesehen einnehmen. Wieder als Büfett aufgestellt, lief uns das sprichwörtliche Wasser im Mund zusammen beim Anblick derartigen Köstlichkeiten. Viele Lobesworte wurden von unseren Landsleuten ausgesprochen und so ließ es sich unser Vorsitzender nicht nehmen, den Koch in den Speisesaal zu bitten um ihm die Lobes- und Dankesworte mit viel Applaus seitens der Gäste zu überbringen.
Am Abend gab es wieder musikalische Unterhaltung mit Hasi Sterbling und Walter Berberich. Altbekannte Lieder wurden gesungen und gar viele wagten dabei auch ein Tänzchen. Eine besondere Überraschung hatte Frau Anna Frombach unserem Kreisvorsitzenden vorbereitet. Das bekannte Lied „Sag Dankeschön mit roten Rosen“ wurde von Frau Anna Lang umgetextet, ausgedruckt und an die Leute verteilt so dass jeder Anwesende mitsingen konnte. Dankesworte für die gute Organisation an den erstaunten Vorsitzenden Toni Michels waren darin enthalten, der von der Aktion sichtlich überrascht war.
Nach dem Frühstück erwartete uns am 3. Tag eine 3-stündige Stadtrundfahrt mit dem vielversprechenden Titel: Durch das Zentrum der Macht. Unsere Reiseleitung zeigte uns rund 27 Jahre nach dem Fall der Mauer, dass Berlin nun tatsächlich Sitz von Regierung und Parlament geworden ist. Es gibt sie wieder, die historische und politische Mitte der Stadt. Wir fuhren am Schloss Bellevue vorbei und am Haus der Kulturen der Welt, an mehreren Botschaften und Ministerien. Am Bundeskanzleramt zeigt man uns das Fenster, hinter dem unsere Bundeskanzlerin sitzt, wenn sie ihre Arbeit tätigt. An diesem Sonntag konnten wir jedoch nur die Fahne sehen.
Nachdem wir das Jüdische Viertel hinter uns ließen, hielten wir kurz am Litfaß-Platz um Informationen über die Geschichte der Litfaßsäule zu bekommen. Einen längeren Aufenthalt gönnte man uns beim Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park.
Am Bahnhof Zoo verabschiedeten wir unsere Reiseleitung, begleitet von herzlichen Dankesworten für die lehrreiche Führung durch Berlin. Das Mittagessen nahmen viele unter uns wieder an einem Curry-Wurst Stand ein. Und weil wir nun belehrt waren, dass das Original ohne Haut zu bestellen ist, nahm das Gelächter kein Ende. Der Chef hinter der Theke war gut drauf und hatte viel Spaß mit uns. Er bot uns an, demjenigen den Preis zu erlassen der es schafft, seine Wurst ohne zu lachen und fehlerfrei zu bestellen. Doch die Stimmung war so gut, das Gelächter nahm kein Ende und bis zum Schluss schaffte es lediglich eine aus der Gruppe, fehlerfrei die Bestellung zu machen. Der Wirt hielt Wort und schenkte ihr die Curry-Wurst.
Nach der Mittagspause stand eine Audioguide-Führung im Museum Haus am Checkpoint Charlie auf dem Programm. Das Museum zeigt eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Berliner Mauer und zum internationalen Kampf für Menschenrechte. Ausgestellt sind unter anderem viele Objekte, die von Flüchtlingen und Fluchthelfern genutzt wurden. So mancher unter uns wurde daran erinnert, auf welch abenteuerliche Weise auch Landsleute aus dem Banat geflüchtet sind.
Anschließend ging es auf den Panoramapunkt am Potsdamer Platz, einer der höchsten offenen Aussichtsterrassen der Stadt Berlin. Nachdem wir innerhalb von nur 20 Sekunden mit dem Aufzug in die 24. Etage katapultiert wurden, stand uns ein spektakulärer Ausblick auf Berlin bevor. Im Nachhinein sagten viele, dieses war das Highlight dieses Ausfluges, denn viele Berliner Sehenswürdigkeiten erschienen greifbar nahe. Der Panoramapunkt hatte aber noch mehr zu bieten als nur den atemberaubenden Rundblick. Die ereignisreiche Historie des Potsdamer Platzes wird in einer Freiluftausstellung Berliner Blicke auf den Potsdamer Platz mit Ansichten auf das jetzige Berlin gezeigt. In Berlin gibt es Geschichte ohne Ende…
Um 18.30 Uhr starteten wir mit der Reederei Stern und Kreis zu einer abendlichen Brückenfahrt auf der Spree. Auf der Fahrt wurde uns ein 3-Gänge-Menü serviert. Nach Ende der Schifffahrt ging es zurück zum Hotel. So manche gingen noch an die Bar, andere wollten bereits den Koffer packen. Denn nach dem Frühstück sind wir am Feiertag, den 3. Oktober wieder Richtung Heilbronn gefahren. Unterwegs gab es mehrere Zwischenstopps, damit die Fahrt nicht zu langweilig wurde. Das Mittagessen nahmen wir im Landhotel Zur Goldenen Aue in Triptis ein. Ein Familienbetrieb seit 1812, wo Thüringer Gastlichkeit mit Tradition verbunden ist.
Unser Fazit zu diesem Urlaub fällt durchaus positiv aus. Dankesworte für die gute Organisation wurden von sehr vielen Teilnehmern beim Ausstieg aus dem Bus ausgesprochen. Und so manche haben sich schon für den Ausflug im Herbst 2017 angemeldet. Dann geht es nach Paris!
Katharina Zornik