Auch in diesem Jahr hatte der Kreisverband der Banater Schwaben Heilbronn zu seiner traditionellen Herbstreise eingeladen. Diesmal ging es für vier Tage nach Paris. Dem Aufruf waren auch diesmal viele Reiselustige gefolgt, sodass zwei Busse mit insgesamt fast 100 Teilnehmern sich am 30.09.2017 auf den Weg nach Paris machten.
Bei gutem Reisewetter kamen wir zügig voran. Nach einer Frühstückspause mit Kaffee vom Busfahrer und Brötchen von daheim, überquerten wir die Grenze zu Frankreich. In der Raststätte Aire de Valmy le Moulin legten wir gegen 13 Uhr eine Mittagspause ein. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten wegen der für die Raststätte wohl unerwartet großen Personenzahl, hatten wir alle genügend Auswahl an Speisen und Getränken, um den Hunger und Durst zu stillen. Gegen 15 Uhr erreichten wir denn den Großraum Paris und hatten das zweifelhafte Vergnügen die Rush Hour des Feierabend- und Wochenendverkehrs zu erleben Die Fahrt im Schritttempo hatte auch eine gute Seite: man konnte die ersten Eindrücke von Paris ohne Hektik und Eile auf sich wirken lassen. Kurz vor 17 Uhr sind wir dann in unserem Hotel angekommen.
Nach dem Einchecken hatte jeder bis zum Abendessen Zeit, sich in der näheren Umgebung umzusehen oder einfach zu entspannen. Auch die ersten französischen Spezialitäten wie Macarons und Eclairs wurden bereits von dem einen oder anderen entdeckt und ausprobiert. Im Anschluss an das Abendessen gab es das bereits traditionelle „gemütliche Beisammensein“ mit Musik und Gesang, das sich diesmal – durch die Titelauswahl und die tatkräftige Unterstützung der mitgereisten Mitglieder der Tanzgruppe der Banater Schwaben aus Leimen – zu einem richtigen Heimatabend entwickelte.
Der nächste Tag hatte den Veranstaltern bereits bei der Organisation einiges Kopfzerbrechen bereitet, da ausgerechnet an diesem Tag – Sonntag 01.10.2017 – die Stadt Paris ihren ersten autofreien Tag erleben durfte. Für unsere Reisegruppe sollte dies Herausforderung und Glücksfall zugleich sein, da wir beim Stadtrundgang alle Sehenswürdigkeiten hautnah erfahren konnten. Wir hatten die einmalige Chance eine Stadt zu erleben, die an diesem Tag mal nicht im Verkehr erstickte und die, zusätzlich zu dem gewohnten Gesicht der Prachtbauten und der „Fassaden“, plötzlich eine Reihe von sehenswerten Orten zu bieten hatte, die sonst kaum je durch eine Kurzreise erschlossen wurden.
Es ging in drei getrennten Gruppen von der Opera de la Bastille (eröffnet 1989) über die verkehrs- und abgasfreien Straßen und Plätze durch das Marais-Viertel, zum Place des Vosges (einer der Königsplätze). Mit vielen Abstechern in Hinterhöfe, versteckte Gartenanlagen, durch verwinkelte Straßen – um mit unserer Reiseleiterin zu sprechen: „Ihr seid doch gut zu Fuß! Sollen wir noch einen Schlenker machen?“ – bis zum Centre Pompidou. Hier wurde eine Mittagspause in den umliegenden Restaurants oder Bäckereien eingelegt, um danach mit Schwung den zweiten Teil des Tages in Angriff zu nehmen.
Durch das 2016 eingeweihte und bei den Parisern sehr umstrittene futuristische gelbe „Blätterdach“ aus Metall und Glas der ehemaligen Markthallen ging es zunächst zur Kirche Saint Eustache, dem letzten Pariser Sakralbau der Gotik, der bereits den Geist der aufkommenden Renaissance erkennen lässt. Danach kamen wir zum Palais Royal, um dann, nach Umrundung des Platzes, dem Louvre zuzustreben. Hier bestaunten wir die berühmte städtebauliche Achse Louvre – Obelisk am Place de la Concorde – Arc de Triomph – La Défense (das neue Büroviertel von Paris mit einem eigenen eigenwilligen „Triumphbogen“, dem Grand Arche). Im Louvre konnten wir die große Pyramide (immer für ein bleibendes Erinnerungsbild gut), die frei zugänglichen Foyers mit dem unterirdischen Teil der Pyramide (Dan Brown lässt grüßen…) und Reste der alten Louvre-Anlage sehen. Im Eilschritt überquerten wir die Seine, um auf die Île de la Cité zu gelangen. Und hier stand sie dann in ihrer überwältigenden Größe, gespickt mit unzähligen symbolischen, bautechnischen und gestalterischen Details: die Kathedrale Notre Dame. Die gute Zeitplanung unserer Reiseleiterin Dorothea, gepaart mit der Physis und der Bereitwilligkeit unserer Gruppe ausdauernde Wege zu gehen, ließ uns ausreichend Zeit, das Innere des Baus ausgiebig zu erkunden. Für uns ein absolutes Novum: im Hauptschiff fand eine Messe statt und drum herum wuselte es von Touristen, ohne dass die geistliche Handlung dadurch gestört schien. Manchmal hat eben Größe – und diese Kirche ist mit Ihren fünf gewaltigen Schiffen und den seitlichen Altarnischen wirklich groß -, die nötige Gelassenheit und Einstellung, doch so ihre Vorteile.
Nach ca. 15 km Fußmarsch an diesem Tag, unter teils widrigen Wetterverhältnissen mit Regen und Nieselregen, gab es um 18.30 Abendessen in der „Onze Bar“, einem urigen Lokal mit Kellergewölbe, dass wir von der Kathedrale aus fußläufig erreichen konnten. Im Anschluss wurden wir von unseren Bussen abgeholt und hatten dabei wieder Gelegenheit den Kontrast zwischen autofrei und „Normalverkehr“ zu erdulden…
Das Programm der beiden anderen Gruppen gestaltete sich ähnlich. Bei einigen Teilnehmern kam die Erkundung von Paris zu Fuß leider nicht so gut an, da aufgrund von Gebrechen und Alter das erforderliche Pensum an Ausdauer nicht abgerufen werden konnte. Dies führte auch dazu, dass nicht alle Gruppen das komplette Programm abspulen konnten. Auf alle Fälle hatte nach der Ankunft im Hotel keiner mehr richtig Laune zu einem gemütlichen Zusammensein. Allerdings wird gemunkelt, dass sich dann doch einige in einem Hotelzimmer zusammengefunden haben sollen und noch recht lange den Tag ausklingen ließen (oder doch den neuen Tag begrüßten).
Am Tag drei unserer Reise stand nach dem Frühstück eine Stadtrundfahrt auf dem Programm. Wir beide hatten uns, aufgrund der guten Eindrücke vom Vortag, dazu entschlossen, auf eigene Faust eine Extra-Tour, vorwiegend zu Fuß, zu starten. Es begann mit einer Metrofahrt, die uns sehr stark an die übervollen Straßenbahnen und Trolleybusse aus Temeswar erinnerte. Danach ging es über die flankierenden Gärten der Champs Elysée zum Place de la Concorde, wo uns einer unserer Reisebusse über den Weg fuhr. Wir besichtigten die Pfarrkirche La Madelaine, das Kaufhaus Lafayette mit guter Rundsicht von der Aussichtsterrasse und ließen uns von der Garnier-Oper beeindrucken. Mit der Metro fuhren wir zum Hôtel des Invalides (ehemaliges Wohnheim für Kriegsinvalide und Veteranen) und dem Invalidendom. Kurz vor knapp kamen wir dann am vereinbarten Treffpunkt an.
Die Gruppe erlebte die Sehenswürdigkeiten im Rahmen der geführten Bus-Rundfahrt über den Place de la Concorde, die Champes Elysée mit Abschluss im Quartier Montparnasse. Hier wurde eine Mittagspause eingelegt. Am Nachmittag ging es dann zur Auffahrt auf den Tour Montparnasse. Das Montparnasse-Hochhaus ist ein 210 Meter hohes Bürohaus, welches 1973 eröffnet wurde. Mit 59 Stockwerken ist es nach dem Eiffelturm (324 m hoch) das höchste Bauwerk der Stadt. Bis zum Jahr 2011 war es das höchste Gebäude in Frankreich; dann wurde es vom Hochhaus Tour First in La Défense übertroffen. Mit dem schnellsten Aufzug Europas bei der Eröffnung, dauert die Auffahrt zur Aussichtsplattform nur 38 Sekunden. Von hier bietet sich ein sagenhafter Rundumblick über die Stadt und darüber hinaus.
Natürlich durfte der Eiffelturm nicht im Programm fehlen und so wurde in der Nähe bei den Trocadero-Gärten Halt gemacht und gleich ein standesgemäßes Gruppenfoto geschossen. Wieder mit der Gruppe vereint, schifften wir uns am Port de la Bourdonnais zu einer einstündige Bootsfahrt auf der Seine ein. Dabei konnte man die Landschaft zwischen der Anlegestelle und dem Wendepunkt östlich der Île Saint-Louis an sich vorbei ziehen lassen und so manche Eindrücke gewinnen, die eben nur aus dieser Sicht möglich sind. Nicht nur die Sehenswürdigkeiten an den beiden Ufern der Seine sind beeindruckend sondern auch die Brücken die den Fluss überspannen, ziehen mit ihren verschiedenen Formen und ihrem Detailreichtum den Blick unweigerlich auf sich. Ein Erlebnis der besonderen Art!
Nach der Ankunft des Bootes an der Anlegestelle fuhren uns die Busse zum Hotel, wo es im Hotelrestaurant das Abendessen gab. Einige waren bereits in Eile, da ca. die Hälfte der Reiseteilnehmer eine Karte zum Besuch des Cabaret Paradis Latin gebucht hatten und auf keinen Fall die Show versäumen wollten. Sicherlich erwarten nun alle neugierig den Bericht von der Show. Da wir nicht dabei gewesen sind, wird leider nichts daraus! Die „daheim“ gebliebenen machten ihre eigene Show und ließen den Abend gemütlich bei Musik und Gesang ausklingen. Dabei wurden sie tatkräftig von Johann Sterbling und Walter Berberich unterstützt.
Am vierten und letzten Tag unserer Reise hieß es früh aufstehen. Bereits um 7:45 Uhr sollte das Reisegepäck in die Busse verladen werden. Davor musste noch das Frühstück eingenommen werden, was in unserem gebuchten Hotel manchmal zur Geduldprobe werden konnte. Punkt 8 Uhr ging es dann los. Auf der Rückreise stand der Besuch der Champagnerkellerei Mercier in Epernay auf dem Programm. Nach Verlassen der Autobahn hatten wir für die Eile unserer Busfahrer durchaus Verständnis, da die Landstraßen und engen Orte in der Champagne eine richtige Herausforderung für die Fahrt mit den großen Gefährten waren.
Hier gab es eine Filmvorführung über die Geschichte der Kellerei und die Champagnerherstellung bevor es in die „Unterwelt“ ging. Der Firmengründer hatte für die Lagerung, Behandlung und Reifung seines Champagners ein Stollensystem mit einer Gesamtlänge von 18 km bauen lassen. Diese beeindruckende Anlage durften wir in Teilen mit einer Schmalspurbahn besichtigen. Zum Abschluss gab es in den Ausstellungsräumen je ein Glas Champagner für die Besucher und die Möglichkeit sich mit dem edlen Getränk einzudecken.
Kurz vor 13 Uhr setzten wir unsere Fahrt fort. Mittagessen vom Busfahrer (heiße Würstchen) gab es dann erst gegen 15 Uhr auf der Raststätte Goldene Bremm, da alle Raststätten Richtung deutsche Grenze wegen dem Feiertagsfahrverbot in Deutschland von LKW belegt waren. Nach dem etwas verspäteten Mittagessen gab es ein Dankes-Ständchen für den Hauptorganisator Anton Michels. Dazu hatte Anna Lang einen passenden Text zur Melodie „Es scheint der Mond so hell“ geschrieben, den alle Teilnehmer mit Begeisterung darboten. Und weil das Wetter so schön war und alle wieder satt und zufrieden, hat Hasi dann noch eine Polonaise angestimmt, sodass der Parkplatz plötzlich zum Tanzboden wurde. Lustig und vergnügt traten wir dann die Heimreise an. Mit Musik und Gesang verflog die letzte Etappe wie im Flug.
Was bleibt als Fazit? Schöne Eindrücke einer erlebnisreichen Reise. Stimmungsvolle Abende und ein harmonisches Miteinander, das allen nahe legt, bei der nächsten Veranstaltung des KV Heilbronn wieder oder zum ersten Mal dabei zu sein.
Erna Retzler und Walter Berberich