Filmvorführung in Heilbronn
Über diverse Kanäle wurde bei den Banater Schwaben aus dem Kreisverband die Info über eine Filmvorführung gestreut. Vermutlich lag es an den späten Reservierungen, dass die ersten fünf Reihen im Kino fast ausschließlich mit Banater Schwaben besetzt waren. Denn überraschend viele Landsleute fanden sich am Donnerstagabend, den 27. März 2025 vor dem Arthaus-Kino in der Heilbronner Kirchbrunnerstraße ein. Zum Gedenkjahr „80 Jahre seit der Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion“ wurden Arbeitssklaven unter Hitler und Stalin unter der Regie von Günter Czernetzky und Jenseits des Waldes unter der Regie von Max Kern gezeigt. Dr. Heinke Fabritius, die Kulturreferentin für Siebenbürgen, Bessarabien, die Dobrudscha und den Karpatenraum, begrüßte die Gäste vor Filmbeginn und ging in kurzen Sätzen auf die cineastischen Werke ein.
Arbeitssklaven unter Hitler und Stalin entstand nach einer Reise von Czernetzky in die Ukraine. Und hier in jene Gebiete, wohin 1945 ca. 70 000 Deutsche aus Rumänien zum Arbeitseinsatz verschleppt wurden. Dort lernte er auch ehemalige Ostarbeiter kennen, die ihrerseits nach Deutschland zum Arbeitseinsatz gebracht wurden. Somit beleuchtet Herr Czernetzky in seinem Film das Schicksal zweier Gruppen, die von diktatorischen Systemen regelrecht versklavt und ausgebeutet wurden. In Interviews lässt er Zeitzeugen über ihr Leben in jener Zeit berichten. Sowohl die deutschen als auch die russischen Gesprächspartner sprachen von den schweren Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Arbeitslagern, den vielen Entbehrungen die sie erdulden mussten, von Hunger und Kälte aber auch von der stetigen Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat.
Der Kurzfilm Jenseits des Waldes basiert auf einer wahren Begebenheit und berichtet über die Deportation der Deutschen nach Russland aus einer anderen Perspektive. Seine Inspiration fand Regisseur Max Kern in den Erlebnissen und in der Biographie von Karl Weindel, seinem Großvater. Dieser erzählte ihm, wie er und sein Bruder sich im Winter in einer Hütte in den Karpaten versteckt hatten, um der Deportation nach Russland zu entgehen. Hunger und Kälte, aber auch die Angst entdeckt zu werden, waren ihre ständigen Begleiter. Als die Brüder über einen Boten einen Brief erhielten mit der Nachricht, sie sollen zurück kommen auf den elterlichen Hof und sich stellen, entstand ein Streit zwischen ihnen. Denn wenn sie nicht zurückkommen, würden die Eltern an ihrer Stelle deportiert. Der jüngere Bruder verschwindet über Nacht in den Bergen. Doch der ältere Bruder kehrt zurück auf den elterlichen Hof und musste nach Russland zur Zwangsarbeit.
Wie uns bereits zu Filmbeginn mitgeteilt wurde, waren beide Regisseure im Saal anwesend. Herr Czernetzky wurde 1956 in Schäßburg geboren und ist bekannt für seine Arbeiten über das Schicksal der Siebenbürger Sachsen. Max Kern, dessen Familie aus Siebenbürgen stammt, absolvierte ein Bachelorstudium im Fach Interdisziplinäre Medien an der FHV Dornbirn in Österreich. Dank der gekonnten Moderation von Dr. Heinke Fabritius erfuhren wir, was die Filmemacher veranlasst hatte, sich dem Thema „Deportation“ zu widmen. Denn es waren zwei Filmemacher aus verschiedenen Generationen am Werk und sie hatten sich unterschiedlich für ihre Filme vorbereitet. Zumal auch eine große Zeitspanne (der erste 1993, der zweite 2024) zwischen den Filmen liegt. Es gab mehrere Zuschauer, die Fragen an die Regisseure hatten. Die Generation, die aus erlebter Erinnerung berichten kann, gibt es bald nicht mehr und so bleibt nur das Erzählte oder derartige Dokumentarfilme.
Einige dieser Erfahrungen wurden nach der Filmvorführung draußen vor dem Kino mit den Landsleuten ausgetauscht. Ob aus Bakowa, Darowa, Giseladorf, Hatzfeld, Jahrmarkt, Kowatschi oder Sanktanna stammend, in einem waren sich alle mit den Siebenbürgern einig: Die Entschädigungszahlungen die wir Hinterbliebenen aus der Rumänischen Rentenkasse wegen der Zwangsarbeit unserer Angehörigen in Russland bekommen, wurden von unseren Lieben hart und entbehrungsreich erarbeitet.
Katharina Zornik