Die Besucher mit der weitesten Anreise kamen aus dem Landkreis Miltenberg. Eigentlich wollten sie an diesem letzten Sonntag im Oktober ihre Verwandtschaft im Heilbronner Land besuchen. Doch dann hat Anton Jung, aus Tschanad stammend und erfolgreicher Handballspieler im Banat das Inserat mit dem Strudelnachmittag in der Banater Post gelesen. Und spontan beschlossen, mit seiner Frau im Gemeindehaus in Untereisesheim vorbeizukommen.
Unter dem Motto „Herbstzeit ist Strudelzeit“ haben die Banater Schwaben auf Initiative von Susi Bako etwas ganz Neues in ihrer Vereinsgeschichte gewagt. Und dabei am Sonntag, den 27. Oktober 2019 einen großen Erfolg erzielt. Die Initiatoren des Nachmittages staunten nicht schlecht, welche Anziehungskraft der Event hatte. Dazu meinte Josef Klein, einer die vielen Helfer: „Wenn mr de Strudl richtig zieht, dann zieht er ooch“. Und er hatte ganz viele Landsleute angezogen. Über 100 Leute hatten sich in Untereisesheim zum Strudelessen eigefunden. Aus 8 verschiedenen Kreisverbänden trafen Landsleute ein und freuten sich nicht nur auf frisch gebackenen Strudel, sondern auch auf ein Wiedersehen.
Es wurde Strudel gebacken und den Leuten zum Verzehr angeboten. Dazu trafen sich gar viele Helferinnen und Helfern am Sonntagmorgen schon ab halb 9 im Gemeindehaus. Dazu auch Hans Lang mit der Langen aus Neapel – der Kürbis, der später in den Strudel verarbeitet wurde. Susi verteilt die Arbeit bis jede Frau genau wusste, was sie zu tun hatte. 15 Kg Mehl wurden an diesem Sonntag zu Teig verarbeitet und daraus vier verschiedene Strudelsorten gebacken: Kürbis-, Käse-, Apfel- und Sauerkirschstrudel. Wobei letzterer wohl am besten bei den Leuten ankam, denn er war als erstes ausverkauft. Doch nicht arg minderer war die Resonanz bei den anderen Arten.
Nachdem der Vorsitzende Anton Michels die Gäste begrüßt und sich speziell bei den Weitangereisten für ihr Kommen bedankt hatte bedankte er sich auch bei den vielen Helferinnen – allen voran Susi Bako – und Helfern, ohne die ein solcher Nachmittag gar nicht vorstellbar wäre. Und warum macht man so etwas? Warum nimmt man an einem Sonntag freiwillig viel Arbeit auf sich, damit es anderen gut geht? Eine klare Antwort auf die Frage kam nicht aus der Runde der Helfer. Aber der Hinweis, dass das, was man gerne macht nicht als Arbeit bewertet werden darf.
Danach stellte sich Susi Bako den Gästen vor. Als Hochzeitsköchin in ihrem Heimatort Darowa war sie gewohnt, große Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Auch über den Ziehstrudel erklärte sie Wissenswertes. Anschließend führte sie interessierten Besuchern im Vorraum vor, wie früher der Teig für den Strudel gezogen und gefüllt wurde. Gebacken wurde seit den Morgenstunden ununterbrochen in 3 Öfen. Denn die Gäste sollten nicht allzu lange auf ihren Strudel warten. Wegen dem so nicht erwarteten vollen Gemeindesaal wurden erstmal nur je 3 Stück Strudel pro Person ausgegeben. Wer Nachschlag wollte, musste sich ein zweites Mal anstellen.
Musikalisch umrahmt wurde der Nachmittag von Walter Berberich. Er sorgte auch für einen schönen Marsch, mit dem die vielen Helferinnen den Kuchen durch die Reihen vorne auf den Tisch trugen und zum Verkauf anboten. Zwischendurch wurden auch zwei Sketche von Seppi Bako, Josef Klein und Michael Lubini vorgeführt und erheiterten das Publikum.
Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen. Dieses geflügelte Wort ist viele Hundert Jahre alt und könnte bei den Banater Schwaben doch kaum aktueller sein. Es tut gut festzustellen, dass kulinarische Köstlichkeiten aus dem Banat nicht in Vergessenheit geraten. Und dass es immer noch Leute gibt, die sich mit Herzblut für ihren Verein und des Einhaltes von Traditionen einsetzen.
Katharina Zornik