Wallfahrt nach Ave Maria in Deggingen
Wallfahren ist ein alter Brauch der Banater Schwaben, ein Brauch der auch in der neuen Heimat seine Fortsetzung gefunden hat, hier her „transplantiert“ wurde. Wallfahren heißt, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Wo Menschen zusammenkommen, da ist auch Kirche.
Seit vielen Jahren organisiert die HOG Sackelhausen im Wechsel mit dem Kreisverband Reutlingen der Banater Schwaben jährlich eine Wallfahrt nach Ave Maria in Deggingen. Der Kreisverband Heilbronn hat sich diesen Wallfahrten vor längerer Zeit angeschlossen. Somit konnten am Samstag, den 27.Juni 2009 60 Teilnehmer aus dem Kreisverband Heilbronn im voll besetzten Bus gemeinsam mit den anderen Landsleuten diesen beliebten Wallfahrtsort im Oberen Filstal aufsuchen, um in der Stille zu beten und zugleich die erhabene Kunst der Vorzeit zu bewundern.
Die Wallfahrtskirche, nach den Anfangsworten des Biblischen Grußes „Ave Maria“ genannt, wurde vom Jahr 1716, dem Jahr der Befreiung Temeswars von den Türken, bis 1718 erbaut und ist ein Kleinod des deutschen Spätbarocks. Von mächtigen Linden umstanden, fügt sie sich mit der Umgebung zu einem Landschaftsbild von seltenem Reiz.
Während der Busfahrt wurden der Rosenkranz gebetet und christliche Lieder aus der alten Heimat gesungen. Vorbeterin im Bus war Frau Theresia Kling und die Lieder wurden von Theresia Mackert angestimmt, die auch die Texte besorgte und auslegte. Zwischen den Liedern und Rosenkranzgebeten wurden verschiedene Gebete vorgelesen. In Deggingen angekommen, wurden alle Wallfahrergruppen und Teilnehmer herzlich durch den Vorsitzenden des Kreisverbands Reutlingen, Michael Koppi, begrüßt. Leider regnete es an diesem Samstag ganz arg, so dass die gewohnte Prozession in die Kirche mit musikalisxcher Begleitung entfiel. Mit der Schubert Messe umrahmte die Original Donauschwäbischen Blaskapelle aus Reutlingen unter der Leitung von Johann Frühwald und der Banater Chor Reutlingen den feierlichen Gottesdienst, zelebriert von Pater Norbert Schlenker vom Kapuzinerkloster Ave Maria.
Die volle Schönheit dieser Kirche zeigt sich erst im Inneren. Reiche Stuckornamentik und kunstvolle Gemälde verherrlichen das Geheimnis der zur göttlichen Mutterschaft mit Gnaden erfüllten Jungfrau Maria. Prunkstück von Ave Maria ist ihr Hochaltar. Gleich einer Monstranz von lobsingenden Engeln belebt, birgt er in seiner Mitte das Gnadenbild. Schöpfer dieses Meisterwerkes sind die Degginger Bildhauer und Stuckateure Ulrich Schweizer (geb:1674) und Sohn Jakob Schweizer (geb.1700). Sie erstellten auch die anderen Stuckarbeiten der Kirche. Die großen Figuren auf dem Kranzgesims sind Kirchenväter, deren Schriften in besonderer Weise den Preis Mariens verkünden. Die Freskogemälde sind das Werk von Josef Wannenmacher (1722-1780). Das große Ovalgemälde hat als Thema die Worte aus dem Buche der Schöpfung:“…er wird dir den Kopf zertreten.“ (gen. 3,15). Durch List und Verführung bricht das Böse in die Schöpfung Gottes ein. Der Nachkomme einer Frau wird der Überwinder sein. Der Menschheitsbaum, von der Sünde verwundet, aber nicht bis in seine Wurzeln vernichtet, bringt als eigentliche Krone die Frau hervor, die mit ihrem Fuß den Kopf der Schlange zertritt. Die Bilder der Seitenaltäre und das Verkündigungsbild auf der linken Seite stammen von dem flämischen Künstler Martin von Valckenborch (1535-1612). Rudolf von Helfenstein (1560-1601) brachte diese Bilder aus Rom mit und stiftete sie Ave Maria.
Katharina Ortinau