Gut 80 Besucher, darunter viele Banater Schwaben konnte der Oberbürgermeister der Stadt Bad Rappenau, Herr Hans Heribert Blättgen am Samstag, den 7. Juni 2008 zur Vernissage der Ausstellung „Josef Junker. Ein Fotograf sieht Bad Rappenau“ im Foyer des Rathauses begrüßen. Unzählige Fotos aus dem Nachlass ihres Mannes hatte Olga Junker im Jahr 2007 der Stadt Bad Rappenau geschenkt. Aus dieser Fülle hat Archivarin Marianne Klubitschko, (geboren in Lovrin / Banat) die Ausstellung konzipiert und zusammengestellt. Die Fotos wurden von der Thematik her in zwei Gruppen geteilt: Die vorwiegend schwarz-weiß Fotos bilden den historischen Teil der Ausstellung. Die „Impressionen“ sind Stimmungsansichten.
Josef Junker, Bruder von Karl Junker, dem Gründer und langjährigen Vorsitzender des Kreisverbandes Heilbronn wurde am 5. August 1914 in Marienfeld / Banat geboren. Er hat die Kriegsjahre gut überstanden, ist 1945 ausgewandert und hat in Bad Rappenau eine neue Heimat gefunden. Mit viel Optimismus und Tatkraft ausgestattet, hatte er sich, bewusst oder unbewusst, ein Betätigungsfeld ausgesucht, auf dem er keine Konkurrenz hatte.
Was er fotografierte, zeigte er auch mal gerne bei einem Besuch in seinem Haus in der Bachstraße, wo er auch sein Fotolabor hatte. Es waren hauptsächlich Bilder von Hochzeiten und Festen, von Konfirmanden, Jubilaren und immer Passbilder, kurz all dass was in so einem Ort halt passiert. Als aktives Mitglied im Freundeskreis Heimatmuseum hat er darüber hinaus sämtliche Ausstellungen im Kulturhaus im Bild festgehalten. Junker fotografierte auch ohne Auftrag, dokumentierte mit seiner Agfa-Kleinbildkamera Veränderungen im Ortsbild und legte so ganz allmählich eine kleine Foto-Chronik von Bad Rappenau an. Ab und zu erschien auch mal eines seiner Fotos in der Rhein-Neckar-Zeitung. Das Entwickeln und Vergrößern der Bilder hatte er sich selbst beigebracht. Eine Vorliebe hatte Josef Junker für den Herbst. Zahlreiche Farbbilder bezeugen dies.
Inzwischen sind mindestens zwei Generationen von Bad Rappenauer Einwohnern herangewachsen, von denen vermutlich nur die älteren Jahrgänge noch eine Vorstellung von seiner Arbeit haben. Er verkörperte, wenigstens bis zu Beginn der 1970er Jahre, durch seine Arbeit als Bildchronist in einzigartiger Weise so etwas wie den Glücksfall eines „Kommunikators“. Als er anfing, Personen und Ereignisse im Kurort und bald auch in der Umgebung und teilweise auch für die Banater Schwaben im Kreisverband mit seiner Kamera zu dokumentieren, gab es weder Lokalfernsehen noch lokalen Rundfunk, zwei Medien, die heute selbstverständlich und für jedermann, überall und blitzschnell, zugänglich sind.
Junker war kein „rasender Reporter“. Alles, was er unternahm, tat er gelassen, ruhig und gewissenhaft. Aufgeregt hat man ihn nie gesehen. Als 1954 in Bad Rappenau das erste Fotogeschäft eröffnet wurde, dem Jahre später auch andere folgten, so wurde Junker alles andere als unruhig. Er hatte sich in den zurückliegenden Jahren einen ausreichenden und zufriedenen Kundenstamm aufgebaut, das ließ ihn in Ruhe und ohne Neid, durchaus auch erfolgreich, die Jahre bis zur Rente bewältigen. Durch einen tragischen Verkehrsunfall verstarb Josef Junker am 10. September 2002.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Dorothee Bock an der Geige und Gunter Wacker am Klavier mit der „Annenpolka“ von Johann Strauß, dem „Vilja –Lied“ von Franz Lehár und „Draußen in Sievering blüht schon der Flieder“ von Johann Strauß.
Bei Antoine de Saint-Exupéry heißt es:
„Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt.“
Josef Junker hat Spuren hinterlassen.
Katharina Zornik