Ein Kulturnachmittag und festliche Maiandacht in Heilbronn

„Es gibt keine Donauschwaben die nicht singen können“ – wie der Kantorlehrer in das Herz einer ganzen Dorfgemeinschaft die Musik hineinlegte

Mit dem Bild der „schönsten griechisch-katholischen Ikone Mitteleuropas“- wie das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach im deutschen Sprachraum bezeichnet wird, warb der Kreisverband der Banater Schwaben Heilbronn in Kooperation mit dem Gerhardsforum e. V. München für den Kulturnachmittag am 21. Mai 2017, der in den Begegnungsräumen der Hl. Kreuz Kirche in Heilbronn-Böckingen von 15:00 bis 19:00 Uhr stattfand.

Die Einladung kündigte einen Vortrag mit Dr. Franz Metz, Musikwissenschaftler und Orgelvirtuose, in Wort, Bild, Klangbeispielen und gemeinsamen Gesang an und trug den Titel „Maria von Radna, hellglänzende Sonn´- bedeutende Kantorenlehrer und bekannte Marienlieder der Banater Schwaben“. Dass hier auch das Gebet einen bedeutenden Platz fand war selbstverständlich. Schließlich waren die Landsleute und Gäste es gewohnt im Wonnemonat Mai an der zur Tradition gewordenen Maiandacht teilzunehmen. Diesmal mit der Besonderheit, dass im Vorfeld der Andacht das Marienliedersingen unter fachmusikalischer Anleitung und Begleitung durch Dr. Franz Metz geschah, sodass während der Maiandacht, die Pfarrer Peter Kollar zelebrierte, das Singen in Gemeinschaft einen erhebenden Klang erreichte. Und hätten Sie die Möglichkeit gehabt an der Predigt von Pfarrer Kollar teilzuhaben, so hätten Sie ebenso wie die Maiandachtsteilnehmer kaum noch aus dem Staunen herausgefunden, so herrlich beschrieb er Maria, diese wunderschöne Frau. Pfarrer Kollar hatte ein Bild von Maria dabei, die Sixtinische Madonna von Raffaelo Santi, das jedem Besucher am Schluss der Maiandacht ausgehändigt wurde. Das derselben Zeitepoche, nämlich der Renaissance, wie das Gnadenbild von Lucas Cranach, entstammte. Beide Bilder zeigen eine bescheidene Maria mit Jesuskind und beeindrucken durch den schlichten Stil, den sie zur Darstellung Mariens verwendet hatten. Keine erhebende Attribute, kein Zierrat, keine Engel, keine Krone. In Cranachs Bild dominieren ausdrucksstarke Farben, das Rot des Umhangs, in Blau das Kleid und sonnengelb der Hintergrund. Nichts was vom Gesicht Mariens ablenkt. Der Betrachter wird vom harmonischen Eindruck, dass das Bild vermittelt, angezogen. Der fürsorgliche Blick und geborgen in ihren Armen haltend, das Jesus Kind, das seine Wange an die der Mutter schmiegt. Glück und Zufriedenheit, eine harmonische Mutter-Kind-Beziehung in zurückhaltender Bescheidenheit. Für manchen Besucher war  das Cranach Gnadenbild der Anstoß diesem Nachmittag beizuwohnen. Gar viele jedoch freuten sich auf das halbstündige Marienliedersingen und andere wollten wissbegierig ihre Neugier zum  Wesen des Kantorlehrers stillen und diese wurden wahrlich belohnt. So harmonisch und anziehend die Einladung nun war, waren auch die Bedingungen dieses viel versprechenden Kulturnachmittags.

Die Sonne trat in Konkurrenz zu dem Gelb von Cranachs Gnadenbild. Und bei fast schon sommerlichen Temperaturen erfreuten sich die Gäste an selbst gemachter kühler Holunderlimonade. Verwöhnt wurden die Besucher, wie bei Mutter zu Hause, von einer vielfältigen Auswahl an selbstgebackenen Kuchen. Kulinarisch bestens versorgt hatten die Gäste, vor Vortragsbeginn, die Gelegenheit sich links und rechts mit seinem Tischnachbarn zu unterhalten. Auch das gehörte zu dieser Begegnung, Landsleute zu treffen und davon zu erzählen was verbindet und nach was man sich sehnt, denn schließlich kamen Besucher nicht nur aus dem Raum Heilbronn. Dabei waren Banater Schwaben aus Sindelfingen, Karlsdorf, Würzburg, Stuttgart, Ludwigsburg und Heidelberg. Mit der Begrüßung der Gäste  und des Vorsitzenden des Kreisverbandes Heilbronn Anton Michels und einer Ansprache eröffnete Wilhelmine Fuss das Kulturprogramm. Überrascht hat uns ein Gast aus dem Innenministerium Baden-Württemberg, Ministerialdirigent Herbert Hellstern, der für das Ressort Kulturerbe im Osten – Pflege der Geschichte und Kultur zuständig ist. Auch er ward herzlich willkommen geheißen. Nichts entsteht im Leben ohne Liebe, Hingabe, Opferbereitschaft und Ausdauer war die Kernaussage in der Ansprache von Wilhelmine Fuss. Ohne diese Tugenden gäbe es keine Kunst, keine Musik, keine wissenschaftlichen Errungenschaften, keine Kultur, kein Brauchtum, keine Tradition und keine Religion. Sie fragte in die Runde: Beten – was bewirkt beten? Nun, es verändert nicht die Welt, wohl aber den Menschen und der verändert die Welt, gab sie zur Antwort. So wie unsere Vorfahren dies vorgelebt haben, so glauben auch wir daran. Verdeutlicht wurde dies im Vortrag von Dr. Franz Metz. Die Biographie des Kantorlehrers stand im Mittelpunkt seines Vortrags. Der Beruf des Kantorlehrers war im deutschsprachigen Raum ein sehr verbreiterter Beruf. Dieser wurde von Generation zu Generation praktisch weitervererbt, manchmal sogar über 4 Generationen. Erwähnenswert sind die Kantordynastien aus Warjasch Familie Huber, in Filipova Familie Turnowski, Familie Hillier in Sanktanna, Anton Leopold Berwang in Neuarad, Ferch in Bogarosch. Die Rolle des Kantorlehrers in den Banater Gemeinden war nicht nur die des religiösen Gesangs.  Kaum eine andere Persönlichkeit hat das kulturelle, soziale und religiöse Leben der Banater Schwaben so sehr geprägt, wie der Kantorlehrer. Denn er war nicht nur Lehrer und Organist, in vielen Fällen war er als Fleischbeschauer, Feuerwehrkommandant, und als Gemeindesekretär tätig. Von der Theresianischen Schule bis zum Ende der Monarchie prägte dieser Generationen von Schülern und die ländliche Musikkultur. „Mein Herz, was willst du mehr…“ rief Kantorleher Geza Neidenbach (1880-1955) aus, nachdem er seine fast 20 Funktionen im Laufe seiner Amtszeit in Ebendorf aufgezählt hat. Er war konfessioneller Lehrer, Staatslehrer, Direktorlehrer, Genossenschaftsbuchhalter, Totenbeschauer, Baummanipulant, Versicherungsagent, Kirchenratpräses, Organist, Gesangsvereinsleiter, Gemeinderatsmitglied, Feuerwehrkommandant, Matrikelführer, Bauernvereinspräses, Volksgemeinschaftsobmann. Diese Daten könnte man auf die meisten Kantorlehrer übertragen. So behauptete ein Schriftsteller um 1920: „In selbstloser Hingabe und Bescheidenheit diente er der Gemeinschaft, gab den Kantor ab, leitete den Gesangsverein, stellte sich meist ohne Entgelt als Schriftführer verschiedener Genossenschaften, Vereine und Kongregationen und Liebhaberverbände nimmer Müde zu Verfügung. Fühlte sich pflichtbewusst für einen guten Bildungsdurchschnitt des lernfähigen Nachwuchses, führte die reichen Bauerntöchter in die Geheimnisse des Klavierspielen ein, gab Privatstunden im Violinunterricht, musste als unumstrittener Dorfpoet für alle Gelegenheiten einspringen. „ In Wien studierte Neidenbach Musik und übernahm von seinem Vater die Lehrerstelle in Ebendorf.

Er leitete ein Schülerorchester, das in Städte wie Temeswar, Lugosch, Busiasch konzertierte. Dieses Schülerorchester war selbst in der Schweiz bekannt.
Aus Neidenbachs Biografie trug uns Dr. Franz Metz viele markante Stationen im Leben dieses Kantorlehrers vor. Als Geza Neidenbach sein Lehrerjubiläum feierte, war aus der Nachbargemeinde ein rumänischer Lehrer dabei. Seine Bewunderung zum Ehrgeiz und Hingabe von Kantorlehrer Neidenbach brachte er mit Folgendem zur Sprache: „Der Herr gebe, dass der Pfarrer, der Lehrer und andere Intellektuellen in den rumänischen Gemeinden in Harmonie und gutem Einvernehmen arbeiten mögen. Man müsse auferwachen, denn die Zeit ist gekommen. Ohne Dienst und ohne Kultur können wir nicht leben. So erhofft dieser rumänische Lehrer sich nach dem Beispiel Neidenbachs und der Deutsch geprägten Gemeinde Ebendorf, dass diese Kultur der rumänischen Gemeinden weitergegeben werden kann. Die Harmonie und Idylle wurde durch den 1. Weltkrieg radikal beseitigt. So musste, wie viele andere, auch Geza Neidenbach an die Front. Als Unteroffizier überlebte er diesen Krieg und erhielt die Franz-Josef-Medaille.
Neidenbach gründete Vereine zur Errichtung von Kriegerdenkmale für die unzähligen Gefallenen. Das Leben ging weiter. Er wurde zum Gründer von Gesangsverein, Operettenverein, Theaterverein und Glockenbauverein. Er wandte sich an die in die Vereinigten Staaten Ausgewanderten und bekam von diesen Unterstützung um die neuen Glocken für Ebendorf gießen zu können. Die unermüdliche Opferbereitschaft und Hingabe spiegeln sich in den Tätigkeiten die Neidenbach mit Überzeugung ausübte.
Geza Neidenbach komponierte Lieder. Dies taten auch viele andere Kantorenlehrer und erweiterten so das Kirchenliedgut. Diese Lieder sind uns hinterlassen und sind allesamt im Donauschwäbischen Gesangsbuch zusammengetragen worden. Der Beruf des Kantorlehrers war in deutschsprachigen Schulen durch die Kirchen finanziert, auch die Schulen waren Einrichtungen der Kirchen und dies seit der Ansiedlung bis ins 19. Jahrhundert. Diese waren auch diejenige, die das Lehramt zuerst prägte. Der Pfarrer stellte die Kantor- oder Schullehrer ein. Später, 1860/1870 übernahm der Staat die Finanzierung der Lehrerberufe, allerdings nahm er keinen Einfluss auf den Bildungsplan. Die Bogaroscher ließen es sich jedoch nicht nehmen mindestens einige Jahre lang, den Kantorlehrer aus eignen Mitteln zu finanzieren. Fakt ist, dass der Kantor eine stattliche Grundausbildung nicht nur als Lehrer, sondern auch als Musiker bekam. Das Studium führte diesen nach Budapest, Wien, Linz oder Regensburg. Mit der Leidenschaft, Intensität und Engagement mit der der Kantorlehrer seinen Beruf im kulturellen, sozialen, religiösen und im schulischen Bereich einsetzte war dieser in der Dorfgemeinschaft mindestens so wichtig wie ein Arzt. Der Schwerpunkt in der Schulausbildung war auf die Musik gesetzt. Nun wurde uns klar, was Dr. Franz Metz anfangs mit der Aussage meinte: „Es gibt kein Donauschwabe der nicht singen kann“. Der Kantor säte Musik und erntete Gesang. Dr. Franz Metz setzte sich ans Klavier, an die Leinwand war der Text des Marienliedes projiziert und wirklich, jeder im Saal sang mit: „Kennt ihr das Bild, dort am Altar, so mild, so freundlich, wunderbar. Maria ist´s die Himmelsbraut, die huldvoll auf uns niederschaut…“ Es folgten noch einige Lieder mehr. „Herz, was willst du mehr…“hätte man auch hier ausrufen können.

Gesang hat auch die Kaiserin Maria Theresia verordnet durch ihr 1770 auferlegtes Theresianischen Gesangbuches, das überall Verbreitung gefunden hat. Im serbischen Banat liegt dieses Buch heute noch in einem alten Kirchennotenschrank, an diesem Vortragsnachmittag sahen wir es auf der Leinwand zusammen mit vielen anderen Dokumenten und Handschriften die uns diese Zeit dokumentieren und im südosteuropäischen Musikarchiv aufbewahrt werden. Es folgten von Dr. Metz noch viele Beispiele zu Kantoren, der Musik, deren Arbeit aber auch Berichte und lustige Gegebenheiten aus ihrem Alltag. Dass sich Geschichte wiederholt wurde uns hier auch bestätigt, als Dr. Metz von einem Kantorlehrer Andreas Brunner berichtete, der 1816 aus dem südlichen Baden-Württemberg, aus dem Ort Goßheim, gemeinsam mit 20 Familien ins Banat ausgewandert ist. Aus seiner Briefkorrespondenz ging folgender Aufruf an seine Landsleute in Goßheim hervor: „Lasst alles liegen und kommt in das gesegnete Banat, hier findet ihr was ihr wollt. Das Leben ist viel leichter als zu Hause zu bewerkstelligen“.
Sie erkennen doch sicherlich auch gewisse Parallelen zu der aktuellen Migrationslage in unserem Land, oder? Unter: „Ein Kirchenlied schreibt Geschichte“ wäre das Autograph des Kantors Brunner zu platzieren. Dr. Franz Metz fand dieses Dokument aus der Feder Brunners in einem Notenschrank. „Weihnachtsgesänge in der Mette“ beinhaltet 12-13 Weihnachtslieder die Brunner 1883 zu einem vierstimmigen Chor bearbeitete. Dr. Metz hat diese Mette ebenfalls neu aufbereitet und singt diese jährlich zum Dreikönigsfest mit dem Kirchenchor und Banater-Chor in St. Pius in München. Diese voralpenländischen Lieder die einst aus Goßheim in das Banat gebracht wurden sind nun hier im südlichen Raum Deutschlands wieder zu finden. Der Referent hat mit Kantoren aus der Gegend gesprochen und es stellte sich heraus, dass diese Weihnachtslieder heute hier bekannt sind.

Zeugnisse der Geschichte oder Vergangenheit sind manchmal unauslöschlich. Das bewies den Gästen Franz Formanek aus Bakowa stammend  und versetzte Dr. Franz Metz und alle Gäste im Saal in ein freudiges Staunen an diesem Nachmittag. Er holte aus einem ziemlich großen Karton etwas Ungewöhnliches hervor. Zurest sah man eine Spitze. Das war unweigerlich eine Kirchturmspitze und dann stand für alle sichtbar auf dem Klavier die Minoritenkirche – die Donatikapelle eine Wallfahrtskirche auf dem Lugoscher Weinberg in Miniatur.

Franz Formanek erfuhr aus einem Presseartikel im Heft Nr. 6/2012 des Gerharsdforums, dass diese nicht mehr existiert und dass auf dem Fundament der Kapelle eine orthodoxe Kirche aufgebaut wurde. Auch wenn Wehmut jetzt das Herz beschleicht, so waren doch wir diejenigen die das Weite suchten oder das Bessere und haben das was uns lieb war verlassen.

Der damals 75 Jährige Franz Formanek, ehemals Bauzeichner, entwarf anhand des Bildes das den Presseartikel begleitete und einer Postkarte, den Bauplan der Donatikappelle und bildete diese, basierend auf seine Berechnung, eine 2 Meter hohe Donatikapelle aus Holzspannplatten weiß getüncht, nach. Der einzige Richtwert für die Berechnung war eine Person die am äußersten hinteren Ende der Kirche zu sehen war. Ohne damals zu ahnen, dass sein Werk eine große Freude und eine imense Überraschung für Dr. Franz Metz sein wird und diesen Kulturnachmittag bereichern würde, ist dieses großartige Werk ein Zeichen für Wertschätzung und Würdigung der Geschichte und der Tradition. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Franz Formanek (Heilbronn) für diese Bereicherung und Ergänzung unseres Kulturprogramms. Mit der Donatikapelle verbindet man auch den Kantorlehrer Conrad Paul Wusching der hier 50 Jahre tätig war. Für sein Wirken in der Kirchenmusik und als gefeierter Komponist wurde er mit dem Franz Josef Orden geehrt, erklärte Dr. Metz in seinem Vortrag. Es fanden, noch einige der Kantorlehrer, wie Huber, Scherga, Ferch, Schober (bekannt durch sein Lied „Mit frohem Herzen will ich singen“) usw. allesamt einen Platz in den Ausführungen von Dr. Metz, deren Verdienste hier aus Platzmangel aber nicht ausreichend gewürdigt werden können. Deshalb sei abschließend zu den Ausführungen dieses Nachmittags von Dr. Metz gesagt, dass jede Kultur- und Kunstrichtung sich den starken politischen Einflüssen, die damals die Welt beherrschte, nicht entziehen konnnte. So fand auch die Madyarisierung einen nicht unwesentlichen Einfluss auch auf die Kirchenlieder und die religiöse Praktika der Donauschwaben. Was keiner politischen Macht gelungen war, war das durch den unerschütterlichen Willen und die Ausdauer dieser Menschen im Banat ihrer Liebe zu ihren Liedern und Weisen zu berauben. Und daher gilt es heute wie damals zu wahren, zu gedenken und zu leben was der Mensch von seiner Wiege beginnend und von dem er im Laufe seines Seins geprägt wurde, als fantastisches Reichtum, nicht nur das der Kirchenmusik, an die Folgegenerationen weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. An diesem Nachmittag waren für uns keine Barrieren zu überwinden, im Gegenteil. Der Gastredner hatte kaum die letzten Worte und Bilder seines Vortrages zu Gehör und Sicht gebracht, als er mit dem Klavier ein Lied anstimmte und die Gäste im Saal unaufgefordert zu Singen begannen. Die Zuhörer verwandelten sich in Sänger und waren kaum zu bremsen. Denn der eigentliche Gesangspart sollte in der Kirche stattfinden. Summend betraten die Gäste die Hl. Kreuz Kirche, wo  Dr. Franz Metz die Hereintretenden mit majestätischem Orgelklang begrüßte. Mit Lobliedern Mariens stimmten wir uns auf die Andacht ein. Bewegend war es, als mit feierlichem Gesang der Gemeinde die Andacht durch Pfarrer Paul Kollar begonnen wurde. Wie schon zu Anfang erwähnt hat Pfarrer Kollar uns Maria aus einer Perspektive vor Augen geführt an die wir wahrscheinlich noch nicht gedacht haben. Wer ist Maria, fragte Pfarrer Kollar. Sie steht nicht in den Geschichtsbüchern, wir erfahren nur wenig von ihr aus der Bibel, machte er den Anwesenden klar. Maria, ein unbekanntes Mädchen aus Nazareth, die jedoch gewaltige Spuren in der Geschichte hinterlässt. Sogar in unserem eigenen Leben. Jung, lebendig, voller Fragen, beim Wasser holen am Brunnen ihr dunkles langes Haar im Winde  weht, lachte, nach einem jungen Mann Ausschau haltend… Ob sie glücklich war? Sie wurde mit Josef vermählt und lebte ein Leben das dem Leben dient. Der Engel spricht sie an und sie bleibt offen für das Geheimnis. Sie kreist nicht um sich selbst, sie bleibt ansprechbar für Gott. Sie erfährt Angst. Es trifft ihr Innerstes. Sie bewegte alles in ihrem Herzen. Gott will uns oft ganz und das wusste Maria auch genau. Sie glaubte blind, annehmend und hinnehmend. Maria war eine offene Schale. Gott spricht nicht laut, oder aufdringlich und zwingend. Maria hörte ihn unmittelbar. Menschen tun sich schwer, die Stimme Gottes zu erkennen. Maria hatte die Gewissheit, der Herr ist mit ihr! Sie wurde zur begnadeten Frau! Gebar einen Sohn. Der Mensch? Jung lebendig, voller Fragen, bestürzt über die Erfahrung mit Gott. Gerede der Nachbarn, am Arbeitsplatz das der Kollegen. Es wird geredet, weil einer anders denkt. Wie verhält man sich als Mutter, als Vater? Wie steht man zu seinen Kindern wenn sie nicht ganz unseren Vorstellungen entsprechen? Maria hat zu ihrem Sohn gehalten auch unterm Kreuz. Heute? Wir hoffen auf Verständnis und glauben an das Gute um im Kampf gegen Angst und Erpressung nicht selbst zu verzweifeln. Wir vertrauen auf die Gottesmutter, verehren sie und beten zu ihr um an Manchem was das Leben mit sich bringt nicht zu verzweifeln. In der Maiandacht schauen wir auf Maria, die der Welt ein Gesicht gibt weil Sie an ihren Sohn glaubte. Sie war eine starke Frau und sie wurde weg- und zukunftsweisend für uns. So wie auch wir als Eltern es tun würden, so wie auch wir als Erwachsene an das Gelingen eines Vorhabens glauben und auf ein gutes Ende hoffen, mögen uns noch so viele Hürden in den Weg gelegt werden. So gilt es mit Hingabe, Opferbereitschaft und Ausdauer den Erfolg zu sichern. „Im Meer leben die Fische, und sie schweigen. Die Tiere auf der Erde schreien; die Vögel aber, deren Lebensraum der Himmel ist – sie singen.“ Der Mensch hat Anteil an allen drei Bereichen, nicht nur am Meer des Schweigens und an der Last der Erde, die ihn aufschreien lässt, sondern vor allem auch an der Höhe des Himmels, welcher der Raum des Singens ist. „Auf den Schwingen der Töne und Akkorde lernt der Mensch fliegen“, sagte einst Pfarrer Topits. Eine gewisse Leichtigkeit erfüllte uns im Kirchenraum als diese Andacht zu Ende ging. Zum Abschluss bedankte sich der Vorsitzende des Kreisverbandes Anton Michels bei Dr. Franz Metz und Pfarrer Kollar für den anspruchsvoll gestalteten Vortrag und der ansprechenden und feierlich gestalteten Maiandacht durch Pfarrer Kollar, was mit einen herzlichen Applaus bestätigt wurde. Ein besonderer Dank ging an die zahlreichen Gäste und an die Kuchenbäckerinnen, die die mit Liebe zubereiteten Kuchen verschenkten. Großes Lob ging an die unermüdlichen Helfer im Hintergrund.  Ein Vergelt´s Gott erging an die Fürbittensprecherinnen: Theresia Mackert, Waltraut Michels, Anna Frombach, Renate Waltrich. Herzlich bedacht wurde Werner Bender für den Lektorendienst und Wilhelmine Fuss für den Kantorendienst. Möge dieser gelungene Nachmittag wie ein Lauffeuer auch die erreichen, die die Absicht zu kommen zwar hatten, aber aus persönlichen Gründen verzichten mussten.

Wilhelmine Maria Fuss