Raus aus dem Alltag und rein in die Natur: Es sollte ein Wanderwochenende der besonderen Art werden, an dem Banater Schwaben aus dem Heilbronner Landkreis mit Freunden aus naheliegenden Kreisverbänden den Nordschwarzwald erkunden wollten. Dafür wurde geplant und viel Vorarbeit geleistet, welche sich an den 2 Tagen bestens ausgezahlt hatte. Einprägsame Wanderrouten mit Highlights, besondere Unterkünfte, die Gemeinschaft fördern, für unterhaltsame Abende sorgen und bleibende Erinnerungen schaffen waren wichtige Vorgaben und Merkmale für die Organisatoren.
Am Samstag, den 6. Juli 2019 fuhren wir aus allen Himmelsrichtungen zum Wandern an und trafen uns auf dem großen Parkplatz bei Unterstmatt. Freundschaftlich und innig waren die Begrüßungen, alle kannten sich aus früheren Veranstaltungen des Kreisverbandes Heilbronn und man war bei strahlendem Sonnenschein euphorisch gestimmt. Da wir nicht zu unserer Unterkunft hochfahren durften, stellten wir unsere Autos auf dem Parkplatz sicher ab und gingen zu Fuß zu „unserer“ Hütte hoch. Beim Aufstieg konnten wir dank dem schönem Wetter einen anregenden und zum Wandern anfeuernden Blick auf die Vogesen werfen.
Unsere Unterkunft war im Wanderheim Ochsenstall vorgesehen, der komplett für das Wochenende unserer Gruppe gebucht wurde. Es ist die höchstgelegene bewirtschaftete Hütte im Nordschwarzwald und liegt auf 1.036 Meter am Fuß der Hornisgrinde.
Oben erwartete uns der Wirt mit einem Frühstück. Gut gestärkt machten wir uns alsdann auf den Weg zur Hornisgrinde. Angeführt wurde die 36köpfige Gruppe von Werner Klumpp, der in Baiersbronn beheimatet ist und sich in der Gegend sehr gut auskennt. Das merkten wir schnell, als uns Herr Klumpp auf dem Weg immer wieder etwas zu erzählen wusste. Über Landschaft, Geschichte, Natur, Entwicklung – es wurden viele Fragen gestellt, die unser Wanderführer stets zu unserer Zufriedenheit zu beantworten wusste.
Unser Tages-Highlight, die Hornisgrinde, welche mit 1163 Meter der höchste Berg des Nordschwarzwaldes ist, erreichten wir mühelos. Obwohl die höchste Erhebung in der Gegend, hat sie eher den Charakter eines Plateaus. Viel interessanter war für uns die Besteigung des 7 Meter hohen Bismarkturmes, ein kleiner Aussichtsturm mit interessanten Orientierungsmarken am Geländer. Im Jahr 2000 wurde er saniert und durch eine außen liegende Wendeltreppe gut zugänglich gemacht. Hier boten sich uns herrliche Weit- und Fernblicke auf die umliegenden Schwarzwaldberge und in die Rheinebene.
Der Mensch ist wohl zum Gehen geboren. Aber auch zum Essen. Vermutlich schmeckt nirgendwo eine deftige Gulaschsuppe besser als nach einer Wanderung auf einer Hütte. Unsere Mittagspause machten wir in der Grinde-Hütte, wo modernes Design auf Schwarzwälder Tradition trifft. Die Hütte bietet neben einem spektakulärem Panorama auch ein kurioses Baumexemplar: Hier wachsen wohl ab und zu die Bäume mit den Wurzeln in die Höhe.
Nach dem Essen stiegen wir zum Mummelsee hinab, welcher direkt an der Schwarzwaldhochstraße auf einer Höhe von 1.036 Meter liegt. Und er ist einer der sagenumwobenen Orte des Schwarzwalds. Denn unter der grün schimmernden Wasseroberfläche sollen Wassergeister herrschen. Und der See sei ein Zugang zu einem unterirdischen Höhlensystem, das alle Seen und Meere dieser Welt verbindet. In seiner unergründlichen Tiefe wohnen die Mümmelein – liebliche, reizende Gestalten von zartem, schlankem Wuchs und rosiger Schönheit. Jede Nacht steigen sie empor zu der Oberfläche des dunklen Gewässers, vollführen beim Klang der Instrumente einen lieblichen Tanz oder eilen mit der Spindel den nächsten Häusern im Tal zu. Tief beeindruckt von den vielen Sagen und Geschichten beschlossen wir, hier das Gruppenfoto zu machen und die Schönheit der Berge und des Sees als Kulisse zu nutzen.
Zum Weitergehen musste mehrfach aufgerufen werden, hatte sich die Gruppe am See doch arg auseinandergerissen. Zu reichhaltig, verschieden und vielfältig waren die Verführungen am Ufer. Ob Bier, Eis, ein neuer Hut, ein Tuch oder ein kleines Mümmelein als Souvenir– der Ruf der geizigen Schwaben ist uns nicht gerecht. Es war wohl keiner unter uns, der am See nicht ein paar Euros ausgegeben hat.
Nach einem anstrengenden Marsch machten wir eine Kaffeepause am Seibelseckle. Der kleine Kiosk ist urgemütlich eingerichtet. Alles irgendwie im Miniformat, aber sehr herzlich und einladend. Hier konnten wir wunderbar draußen sitzen, uns bei Kaffee und Kuchen regenerieren und die Natur auf sich einwirken lassen. So manche nutzen das Angebot der umherstehenden Sesselliegen und machten ein erholsames Nickerchen.
Wir sind am späten Nachmittag an unserem Quartier angekommen, wo das nächste Lustige folgte: die Zimmerverteilung! Da es auf der Hütte nur 3 Doppelzimmer gibt, musste sich der Rest der Gruppe in 4-Bett-Zimmern, die mit Stockbetten ausgestattet waren aufteilen. Wer mit wem? Und wer ins Stockbett? Das konnte zügig geklärt werden. Da aber auch diese Zimmer nicht ausreichten begab sich der Rest der Gruppe in das „Ochsi-Lager“ – einem großen Schlafsaal, in dem bis zu 14 Personen übernachten konnten. Hier war nur ein Stockbett im Raum und dieses wurde sofort für die Trompete reserviert. Der Rest der Gruppe konnte sich großzügig im Raum verteilen. Geduscht wurde im Gemeinschaftsbad am Ende des Flures im Obergeschoss. Die Gaudi war vorprogrammiert!
Nach dem Abendessen wurden Musikinstrumente und Liederhefte ausgepackt. Von Müdigkeit oder Abgespanntheit gab es keine Spur. Als das Kowatschi-Duo mit Hasi am Akkordeon und Helmuth an der Trompete loslegte steigerte sich nach und nach die Stimmung. Es wurde gesungen und getanzt, eine nicht endende Polonaise war wohl der Höhepunkt des Abends. Und hier wurde wiederum klar, warum die Ausflüge beim Kreisverband Heilbronn so gut ankommen: Der Unterhaltungsfaktor ist ganz groß, die Stimmung stets famos! Ein herzliches Dank an dieser Stelle an unsere Musikanten, die keine Müdigkeit zeigten und uns bis Mitternacht gut unterhielten.
Der Sonntag begann für manche unter uns ganz früh. Nicht für jeden war die Nacht so erholsam wie erhofft. Den Schnarchern machte das aber nichts aus. Und für viele war die Nacht zu kurz, sind sie doch weit nach Mitternacht erst ins Bett. Darüber hinaus gab es auch noch das Ständchen-Singen, welches die Nacht erfreute, aber dadurch den Sonntag verkürzte. Und für die meisten unter uns war es die erste Erfahrung mit Übernachtungen in einer einfachen Hütte. Dafür war es Belustigung und Vergnügen für alle! Den Komfort hat man zuhause. Eine einfache Hütte zum Feiern und Übernachten aber nur selten.
Nach dem Frühstück durften wir zu unseren Autos runterwandern. Danach fuhren wir die Hochschwarzwaldstraße runter zum Schliffkopf, wo Mitte 2003 der Sturmwurferlebnispfad Lotharpfad – ein Walderlebnis- und Lehrpfad – eröffnet wurde. Mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometer fegte der Orkan „Lothar“ am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 über Baden-Württemberg hinweg und hinterließ in den Wäldern des Landes 30 Millionen m³ Sturmholz und 40.000 Hektar Kahlfläche. Der „Lotharpfad“ führt über Stege, Leitern und Treppen und bietet uns Einblicke, wie die Natur mit einer solchen Fläche umgeht und was von selbst wieder entsteht. Von einer Aussichtsplattform aus hatten wir einen schönen Ausblick über den Nordschwarzwald und ins Tal Richtung Oppenau und Ottenhöfen.
Nach einem Rundgang durch den Lotharpfad fuhren wir nach Kniebis, um von dort aus zur Aussichtsplattform Ellbachsee zu wandern. Der Elbachsee ist der Karsee im Nordschwarzwald mit der geringsten Wassertiefe und seine Wasserfläche ist mit einem Bultenmoor umgeben, welches ein eigenständiges Biotop für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten bietet. Von der Aussichtsplattform in Höhe von 921 Metern hatten wir nicht nur einen atemberaubenden Ausblick auf den See und Baiersbronn-Mitteltal im Hintergrund sondern auch die Gelegenheit einen echten Schwarzwälder Schnaps in stilechten Flaschen zu probieren, welcher unser Wanderführer Werner Klumpp uns ausschenkte.
Auf dem Weg nach Huzenbach, wo wir im Gasthof Engel unser Mittagessen einnahmen hielten wir noch an der Schwarzbach-Talsperre, welches der größte Stausee im Nordschwarzwald ist und ca. 2,5 Km in der Länge misst. Die Talsperre liegt auf einer Höhe von 668 Metern und das Wasser wird in unter- und oberirdischen Druckstollen und -rohren zur Stromgewinnung bis zum Rudolf-Fettweis-Werk (EnBW) in Forbach geleitet.
Nach dem Mittagessen, welches uns reichlich serviert wurde fuhren wir nach Röt, dem Wohnort unseres Wanderführers. Hier machten wir eine Wanderung oberhalb des Ortes um zu sehen, wo und wie sich Leute zu Hause fühlen, denen eine unverfälschte Natur am Herzen liegt. Wir wanderten über eine sonnige Wiese und durch schattigen Wald und konnten dabei dem Plätschern von Bächen lauschen und uns mit frischem Quellwasser erlaben. Mit Stolz zeigte uns Herr Klumpp auf dem Wanderweg auch einige seiner Werke, mit denen er zum Wohlbefinden des Ortes beigetragen hatte.
Zum Abschluss kehrten wir in die Gallery Wurster ein, wo wir mit Kaffee und Kuchen sowie diversen gekühlten Getränken serviert wurden. Und von hier aus hieß es dann auch Abschied nehmen. Kreisvorsitzender Anton Michels bedankte sich bei Herr Klumpp für die gute Organisation und die 2 schönen Wandertage, die uns beschert waren. Als besonderen Dank gab es neben der Gage auch noch ein paar Lieder, wie Sag „Dankeschön“ mit roten Rosen, In einem Schwabendörfchen und als letztes Bis bald auf Wiederseh’n.
Es gab viele Eindrücke und Faktoren, die dieses Wanderwochenende gut in unseren Erinnerungen verankern lassen werden. Die Stimmung in der Gruppe war nicht nur dank dem schönen Wetter gut. Denn das Wandern ist nicht nur Müllers Lust, wie wir unterwegs in einem Lied sangen, sondern auch unsere. Es hält auch für jeden Wanderer das persönliche Glück bereit. Viele dieser Glücksmomente wurden in unseren Fotos festgehalten.
Wohl nicht ohne Grund gehört der Schwarzwald zu den beliebtesten Wanderregionen Deutschlands. Hier findet bestimmt jeder Naturliebhaber seine Tour und es gibt vielfältige Möglichkeiten, bei denen man abschalten und sich selbst und die Natur erleben kann. Wir haben es in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten auf eine besonders angenehme Art erlebt. Und freuen uns jetzt schon auf den folgenden Ausflug.
Katharina Zornik