Zeitzeugin: KATHARINA FRANK Kapitel 4.1.: Ich darf endlich nach Hause!

Die freudige Nachricht erreichte meine Urgroßmutter bei ihrer täglichen Arbeit in der Gartengrube. Sie durfte endlich nach Hause! Fünf Jahre hatte sie mittlerweile in Deportation verbracht. Zunächst konnte sie es gar nicht glauben. Also alles stehen und liegen lassen, das war die letzte getane Arbeit im Straflager. In den Baracken packten die Freigelassenen das wenige Hab und Gut zusammen und verabschiedeten sich von denjenigen, die noch dort bleiben mussten. Katharina Frank wurde mit einer Gruppe weiterer Frauen zunächst per Lkw und schließlich mit dem Zug Richtung Heimat transportiert. So dachten die Frauen zumindest anfangs.

Es ging aber über Weißrussland nach Polen. Meiner Urgroßmutter wurde klar, dass es noch eine ganze Weile dauern sollte, bis sie ihre Familie wieder sehen wird. Aber klar war auch, dass sie Mann und Kinder wieder sehen wird und alles dafür tun würde. Nun gut, dann heißt die nächste Etappe nun erst einmal Ostdeutschland. Nach dem Überqueren der Oder waren die Frauen wenigstens unter anderen Deutschen, die ihre Sprache auch verstanden. Und auf jeden Fall war die schreckliche Zeit im Lager endlich vorbei.

Auf den unteren beiden Fotos sieht man den Großvater von Katle Hehn vor und nach der Verschleppung.

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Kapitel 4.1. – [ NACH DER HEIMAT ? ]
?  Ich darf endlich nach Hause!  ?

Dann war ich nochmal in der Gartengrube. Auf einmal kommt eines von unseren Mädchen.

(Mädchen): Kathi. Lass alles liegen, du darfst Heim fahren! Ich komm dich abholen, um Heim zu fahren! Das Transportauto steht schon und wartet auf dich!

Weißt du, ich hab gedacht der Schlag trifft mich.

                       (Kathi): Ist das wirklich wahr?

(Mädchen): Ja Kathi!

Das war die Wendlings-Kathi, die mich gerufen hatte. Ein junges Mädchen.

(Mädchen): Könnte ich doch auch!

Na, also gut. Als ich in die Baracke gekommen bin, also ich konnte nicht was weiß ich einpacken. Also so wie ich war, so bin ich in das Auto eingestiegen. Da sind schon paar drinnen gesessen, in dem Auto, das alle einsammelt. Also dann war ich im Transport. Na gut. Aber unser Transport ist nicht nach Rumänien gegangen. Der Rumäne hat keinen Transport mehr von Russland angenommen. Wir sind auf Ostdeutschland gekommen. Wir sind nach Polen. Also es war sonntagmorgens als der Transport losging. Schön durch Polen und dann nach Frankfurt an der Oder. Die Oder, gell. Also, jetzt waren wir in Ostdeutschland.

Fotos von Katle Hehn

<<< Kapitel 3.8. Geteilte Geschenke und Einäugleins Versterben <<<

>>> Kapitel 4.2. Stopp in Polen und der Bürgermeister von Frankfurt Oder >>>


Zum Anfang und zur Übersicht geht es hier:

PART IV – NACH DER HEIMAT

PART III – VERSCHLEPPUNG

PART II – KINDHEIT

PART I – INTRO