Die Chronik der Katharina Frank PART III – NACHKRIEGSZEIT

Nach dem Abschnitt zu den Erinnerungen aus der Kindheit von Katharina Frank, folgt nun ein dunkler, bedrückender und auch schockierender Teil. Es waren auch diese Geschichten, die mich derart gefesselt und gleichzeitig aber auch verstört hatten und die zu den Aufzeichnungen dieser autobiographischen Serie führten. Ein für mich als Ur-Enkel kaum vorstellbares Szenario: Mitten in der Nacht vom 14. Januar 1945 stand die russische Armee im Dorf. Der Krieg war noch nicht vorüber, aber Rumänien bereits auf der Seite der Russen und die deutschen Minderheiten in den nicht-deutschen Randgebieten wurden quasi als erstes zur Rechenschaft gezogen. Außer Kinder, Alte und Kranke wurde jeder und jede Arbeitsfähige zwangsinterniert und per Eisenbahntransport nach Russland veschleppt, um dort in Kohlegruben, Steinbrüchen oder sonstigen Lagern beim Wiederaufbau zu helfen. Viele überlebten diese Zeit nicht, nur ein Teil kehrte traumatisiert wieder zurück. Die Zustände in den Arbeitslagern waren katastrophal. Todbringende Krankheiten und schwere Unfälle prägten den Alltag. Es herrschte in den Lagern durchgehend Hungersnot, genauso wie im ganzen Rest des Landes. Meine Großmutter erzählt packend und ehrlich von ihren Erlebnissen während der Verschleppung aus dem Doft. Sie berichtet von der erschreckenden Ankuft der Armee im Banat, von dem Transport in den Viehwaggons, der Ankuft in Russland und von schlimmen, aber auch kleinen erfreulichen Erlebnissen in der Zwangsarbeit. Die Inhaftierten hatten mit Läusen und Typhus zu kämpfen, mit der Kälte und oft gab es auch nur eine einzige Kartoffel im großen Wasserkochtopf für eine ganze Gruppe als Verpflegung. Es entstanden Freundschaften und die Gefangenen halfen sich in der Not. Ohne diesen auch psychischen gegenseitigen Beistand hätten wohl noch weniger überlebt. Dieser Part der Chronik behandelt eine traurige Etappe im Leben meiner Ur-Großmutter. Aber sie hat all die Strapazen überlebt, sie hat sich durchgeschlagen und konnte am Ende das Zwangslager auch verlassen. Die danach folgende abenteuerliche Heimreise quer durch Europa auf allen erdenklichen Wegen erscheint aber erst in Part IV.

Auf unserer interaktiven Karte ist die Strecke der Verschleppung von Rumänien nach Russland in rot eingezeichnet, der Weg der Rückwanderung ist in lila markiert. Zu den einzelnen Kapiteln finden sich entsprechend entlang der Route Marker mit Links zu den einzelnen Artikeln. Die einzelnen Kapitel sind wieder als Audiopodcast und in verschriftlicher Form verfügbar. Von der Zeit der Verschleppung bestehen kaum Fotografien und auch nur wenige genaue Informationen. Die Aufnahmen in den folgenden Kapiteln sind aus den Alben und Sammlungen meiner Familie und Verwandten, auch haben andere Banater Materialien zugesendet. Die meisten Motive beziehen sich in diesem Abschnitt nicht auf die Erzählung, sondern sind alte Aufnahmen aus dem Banat vor und nach den Kriegsjahren. Leser können uns gerne selbst alte Fotos zuschicken, wir veröffentlichen diese mit Namensangaben und Quelle hier in der Chronik oder auf unserer gerade entstehenden Historischen Foto Gallerie. Zusendungen an fotos@banater-schwaben-heilbronn.de.


PART III – DIE VERSCHLEPPUNG

>>> (9) Kapitel 3.1.: Die Russen kommen! – [Jahrmarkt]

>>> (10) Kapitel 3.2.: Transport über Odessa – [Odessa]

>>> (11) Kapitel 3.3.: Ankunft in Russland in der Kohlengrube – [Russland]

>>> (12) Kapitel 3.4.: Unfall in der Kohlengrube – [Russland]

>>> (13) Kapitel 3.5.: Bei Lausplage und Hungersnot hilft das Pony – [Russland]

>>> (14) Kapitel 3.6.: Aus Bauchtyphus wird Kopftyphus und der Fall ins Klo – [Russland]

>>> (15) Kapitel 3.7.: Ausbüchsen aus der Gartengrube – [Russland]

>>> (16) Kapitel 3.8.: Geteilte Geschenke und Einäugleins Versterben – [Russland]


BISHER ERSCHIENEN IN DER „Chronik der Katharina Frank“

  • zu PART V – NACHKRIEGSZEIT