Perureise

Perureise

El Condor pasa

Banater Schwaben in Peru

Gut gelaunt und bestens ausgerüstet trafen sich am frühen Morgen des 11. Oktobers 2012 eine Gruppe Banater Schwaben, unter ihnen auch mehrere Landsleute aus dem Kreisverband Heilbronn auf dem Münchener Flughafen, um ihren Flug nach Lima anzutreten. Die Spuren der kurzen, teils schlaflosen Nacht waren kaum sichtbar, dafür aber umso deutlicher die hoffnungsvollen Gesichtsausdrücke. Es sollte eine vielversprechende Erlebnisreise werden. Nach einer Zwischenlandung in Paris, wo sich noch vier Landsleute zu uns gesellten, flogen 27 Reiselustige mit ihrer Reiseleiterin Hilde Rupert nach Peru, um das Land der Inkas zu erkunden.

Die Zeitverschiebung machte uns nach der Landung und in den folgenden Tagen glücklicherweise nur wenig zu schaffen. Für alle war es der erste Besuch in diesem Land, für einige waren es sogar die ersten Schritte auf dem südamerikanischen Kontinent. Und Peru sollte seinen Besuchern so Einiges bieten. Wir haben in den 16 Tagen unserer Rundreise zwar nur einen kleinen Teil davon gesehen, waren aber bereits dadurch schon tief beeindruckt.

Bei einer solchen Reise gibt es immer ein Highlight welches unbedingt erwähnt werden muss. Doch in unserer Gruppe gab es unterschiedliche Favoriten. Einige unter uns waren total angetan von der Hauptstadt Lima, das einst die Perle der spanischen Kolonien in Südamerika war. Die Innenstadt war durchgehend geschmückt mit Fassaden aus der Zeit des spanischen Kolonialbarocks und rechtwinklig angelegten calles und avenidas. Wir spazierten über die Plaza de Armas, sahen den Regierungspalast und besuchten die Kathedrale, wo wir einen Blick auf den Glassarg mit Pizarros Mumie werfen durften. Gruseliger wurde es in den Katakomben des Klosters San Francisco, wo wir durch enge Gänge, niedrige Räume und schaurige Gewölbe gingen, um uns jede Menge Knochen anzuschauen.

Die größte Attraktion für die Fotografen unter uns war der Besuch der Ballestas Inseln. Hier wurden hunderte Fotos geschossen von den unzähligen Seevögeln, Pinguinen und Seelöwen, die diese Inseln bevölkern. Angefangen von atemberaubenden Felsformationen, einsamen Stränden, bis hin zum wilden Treiben verschiedenster Tierarten hatten wir hier die Möglichkeit eines der größten Meeresnaturreservate in Südamerika aus nächster Nähe mitzuerleben. Die Halbinsel Paracas sowie die ihr vorgelagerten Islas Ballestas wurden 1975 aufgrund ihrer Artenvielfalt zum Naturschutzgebiet erklärt.

Für unsere Science-Fiction-Liebhaber war ein Flug in einem Kleinflugzeug über die Wüste bei Nazca ein absolutes Muss. Geheimnisvolle Figuren, die den Kulturen der Nasca und der Paracas zugeschrieben werden, erstrecken sich über ein Gebiet von fast 50 Km Länge und 15 Km Breite. Erst aus der Höhe lassen diese sich in voller Pracht betrachten. Erinnerungen an die Jugendzeit, als man die Bücher von Erich von Däniken mit großem Interesse verschlungen hat, wurden aufs Neue erweckt.

Den Titicaca See kannten bereits alle unter uns. Aber nur von einem Volkslied her. Dabei bietet der See zwei Superlative: Er ist mit 8300 Km² der größte See der Welt oberhalb von 2.000 Höhenmetern. Und er ist der größte See Südamerikas! Wir machten eine Bootsfahrt auf dem sagenumwobenen See zu den schwimmenden Dörfer (Schilfinseln) der Uros. Über 40 dieser Inseln treiben, verankert wie Boote, auf dem Wasser. Ein aufschlussreicher Bericht über das Leben der Uros bereicherte diesen Ausflug. Unser Mittagessen nahmen wir später auf der Insel Taquile zu uns.

Doch was wäre eine Rundreise durch Peru ohne den Besuch der rätselhaften Inka-Stadt Machu Picchu, die vor Kurzem zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt wurde? Die Ruinen der Stadt hüllen sich gerne in Nebelschwaden – als ob sie ihr Geheimnis immer noch nicht preisgeben wollen. Langsam zuckelten wir mit der Gebirgsbahn durchs Urubambatal nach Aguas Calientes, denn die vergessene Stadt aus dem Dschungel ist bis heute nur mit der Bahn oder über den Inka Trail zu Fuß erreichbar. Die letzten Höhenmetern müssen allerdings alle mit dem Bus fahren. Für die Busfahrt von der Bahnstation bis hoch auf den Berg mussten wir Schlange stehen. Gefühle an Zeiten, in denen viele unter uns aus diversen Gründen Schlange stehen müssen lebten wieder auf . Doch anders als früher sorgten sie diese Mal eher für Heiterkeit als für Verdruss. Es war ein besonderes Erlebnis und die Anstrengungen wert, oben auf dem Berg zu stehen, dem Vortrag der Reiseleiterin zu lauschen, die uns mit viel Leidenschaft und Herzblut aus der Inkazeit berichtete und auf die Ruinen der von den spanischen Eroberer übersehene Stadt träumerisch zu schauen.

Neben den Höhenpunkten sollte man auch die vielen anderen Sehenswürdigkeiten unserer Rundreise erwähnen. So fuhren wir mehrere Tage auf der Panamericana, der berühmten Autobahnstrecke, die sich hoch oben von Alaska bis tief in den Süden nach Feuerland zieht. Unterwegs besuchten wir die Ruinen von Pachacamac. Ein Ort, zu dem vermutlich schon lange vor der Inkazeit Pilger kamen, um das Orakel nach Rat zu fragen.

Natur pur gab es bei unseren Überlandfahrten von Arequipa nach Puno und von Puno nach Cusco. Dies war wunderschön und faszinierend zugleich. In Arequipa, der weißen Stadt, waren die Gebäude aus der Kolonialzeit derartig gut erhalten, dass sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Puno, die Hauptstadt der gleichnamigen peruanischen Provinz, ist zugleich der größte Hafen am Lago Titicaca. In der Anfangszeit der Stadtgeschichte hatte die Oberschicht viel Geld, was man an der Kathedrale, dem Justizpalast, der Kunstgalerie Pinoteca und anderen Kolonialbauten heute noch erkennen kann.

Das Wort Cusco entstammt der einheimischen Sprache Quechua und bedeutet „Nabel der Welt“. Von hier führten die königlichen Straßen in alle Himmelsrichtungen durch das Herrschaftsgebiet. Die einstmals goldstrotzende Hauptstadt des Inkareiches gleicht heute einem Open-Air-Museum. Gebäude im Inka- und Anden-Barockstil säumen hier die Kopfsteinpflasterstraßen. Der Qoriacancha-Palast und die Santo-Domingo-Kirche am Plaza de Armas sind herausragende Beispiele dieser Architekturepoche. Unbedingt erwähnenswert ist unser Bummel durch Cuscos Künstlerviertel San Blas. Hier sah man diverse Werke unterschiedlicher Künstler, die europäisch anmuten, aber mit indianischen Motiven gemischt sind. So erkennt man auf einem Bild vom Letzten Abendmahl, dass Jesus und seinen Jüngern Meerschweinchen serviert wurden!

Wirklich wunderschön war unser Stopp in der Wüstenoase Huacachina. Danach bestaunten wir beim Vorbeifahren die schneebedeckten Sechstausender, Lamas und Alpakas sowie Guanakos und Vikuñas. Die kleinen höckerlosen Neuwelt-Kamele sind für Peru charakteristische Tiere. Alle Arten und Zuchtformen leben in Höhen zwischen 3.000 bis 4.500 Metern. Einen Fotostopp gab es am Lagunillasee. Seine Ufer säumen Hunderte Flamingos. Auch war es eine Freude den Kondoren am Cruz del Condor zuzuschauen, wie sie sich durch die Thermik emporsteigen ließen. Und immer wieder durften wir die herrliche Pflanzenwelt Perus bestaunen. Der Anbau und Konsum von Koka Blättern hat in Peru eine lange Tradition. Wir haben auch welche gekaut, um die Höhenprobleme besser zu bewältigen. Doch wirklich geholfen haben sie nicht. Dafür aber für gute Stimmung im Bus gesorgt.

Für Frohsinn und gute Laune sorgten auch die Musiker, die man immer wieder antrifft. Natürlich hat sich jeder mit mindestens einer CD eingedeckt. Und auch mit mehreren Souvenirs, die uns bunt gekleidete Marktfrauen an jedem Halt unserer Busse oder in den Mercados anboten.Auch darf die peruanische Küche nicht vergessen werden, die im Grunde nur auf den vier Grundnahrungsmitteln Mais, Kartoffeln, Bohnen und Reis basiert. Doch Peru ist ein Land mit fantastischer Gastronomie. Auch wenn Mate de Coca (Coca-Tee) und Cuy (Meerschwein) nicht jedermanns Sache ist, so trifft sie mit Pisco Sour, dem Nationalgetränk, bei den meisten unter uns ins Schwarze.

Von vielen bereits am Anfang der Reise erhofft ging am vorletzen Tag unserer Reise ein besonderer Wunsch in Erfüllung: Das Essen eines Meerschweinchen, welches in Peru auf besondere Weise zubereitet wird, als Delikatesse gilt und nur an besonderen Tagen gegessen wird. Lustig war danach das Suchen nach dem Fuchskopf Knochen, der als Beweis gilt, dass man tatsächlich ein Meerschweinchen und nicht ein anderes Tier serviert bekam.

Es war eine schöne Rundreise mit bleibenden Erinnerungen. Die Unterbringung erfolgte in gut ausgestatteten und hervorragenden Anlagen, unsere Reisebusse waren technisch auf einem hohen Niveau und das Programm war sehr anspruchsvoll. Um unsere Sicherheit mussten wir nie bangen und keiner aus unserer Gruppe hat in dieser Hinsicht negative Erfahrungen gemacht. Lediglich die Höhenluft in den Anden machte fast allen zu schaffen. Ansonsten hat alles völlig problemlos geklappt und wir hatten nie das Gefühl, dass wir Pauschaltouristen sind.

Es gab nämlich trotzdem noch genug Abenteuer und “Selbstorganisiertes” zu entdecken. Und mit Sicherheit können nur wenige Reisegruppen von sich behaupten, auch abends in geselliger Runde zusammen zu sitzen, zu plaudern und den Tag genüsslich ausklingen zu lassen.

Ein herzliches Dankeschön sei an dieser Stelle an unsere Kowatschiererin Hilde Rupert ausgesprochen, die uns während der Reise vorbildlich betreut hat. Hilde ist sehr oft mit unseren Landsleuten unterwegs. Und so vielfältig wie die Interessen unserer Landsleute sind, so sind auch ihre Programmangebote. Sie zu testen ist bestimmt eine Reise wert!

Toni Michels

 

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