Nach dem Abschnitt zu den Erinnerungen aus der Kindheit von Katharina Frank, der Verschleppung und dem Aufenthalt in Russland, folgt nun der Abschnitt zur abenteuerlichen Heimreise quer durch halb Europa zurück ins Banat. Die freudige Nachricht der Entlassung kam wie ein Segen, doch war damit nicht alles getan. Meine Ur-Großmutter durfte mit einer Gruppe an Frauen das Lager verlassen, mittlerweile nach über fünf Jahren wurden nach und nach Gefangene wieder frei gelassen. Die rumänische Regierung hatte noch die ersten Transporte mit Zurückkehrenden angenommen, danach aber weitere Rückführungen abgelehnt. Katharina Frank und die anderen Frauen wurden in Zugwaggons aus Russland gebracht, aber bei einem ersten Stopp in Brestlitovski in Weißrussland und kurz vor der polnischen Grenze wurde den Frauen klar, dass es nicht nach Hause ins Banat ging. Man brachte sie nach Deutschland, beziehungsweise in die russische Zone, welche die spätere DDR werden sollte. Zunächst aufgenommen in Frankfurt Oder blieben die Frauen den Winter über dort, machten sich aber im Frühjahr auf die beschwerliche Reise durch Deutschland in den Süden. Es galt zunächst die Zonen-Grenzen zu überqueren und dort nicht von Soldaten aufgegriffen zu werden. Weitere Schwierigkeiten stellten die Grenzen zu Österreich und Ungarn dar, schließlich auch diejenige nach Rumänien. Die Frauen schlugen sich durch, so gut wie es ging, bettelten, bekamen Geschenke, wurden von Schleusern betrogen und beim Diebstahl von Brennholz erwischt. Es ging ums Überleben, aber vor allem ging es darum, die Familie und Geliebten wieder zu sehen. Es ging Nach der Heimat.
Oben: Zwei weitere empfehlenswerte Zeitzeugenberichte von Magdalena Ehrenreich und Kathi & Josef Krettler. (Zusendung von Katle Hehn, dies waren ihre Tanten)
Unten: Auf den beiden Fotos sieht man den Großvater von Katle Hehn vor und nach der Verschleppung.
Auf unserer interaktiven Karte ist die Strecke der Verschleppung von Rumänien nach Russland in rot eingezeichnet, der Weg der Rückwanderung ist in lila markiert. Zu den einzelnen Kapiteln finden sich entsprechend entlang der Route Marker mit Links zu den einzelnen Artikeln. Die einzelnen Kapitel sind wieder als Audiopodcast und in verschriftlicher Form verfügbar. Von der Zeit der Verschleppung bestehen kaum Fotografien und auch nur wenige genaue Informationen. Die Aufnahmen in den folgenden Kapiteln sind aus den Alben und Sammlungen meiner Familie und Verwandten, auch haben andere Banater Materialien zugesendet. Die meisten Motive beziehen sich in diesem Abschnitt nicht auf die Erzählung, sondern sind alte Aufnahmen aus dem Banat vor und nach den Kriegsjahren. Ein großer Dank geht an Katle Hehn, für ihre Zusendungen. Leser können uns gerne selbst alte Fotos zuschicken, wir veröffentlichen diese mit Namensangaben und Quelle hier in der Chronik oder auf unserer gerade entstehenden Historischen Foto Gallerie. Diese können an fotos@banater-schwaben-heilbronn.de geschickt werden.
FOLGENDE KAPITEL SIND BISHER ERSCHIENEN:
- zu PART I – INTRO (Interview 1)
- zu PART II – KINDHEIT (Interview 2 – 8)
- (2) Kapitel 2.1.: Arbeit in Amerika und Grundstückserwerb
- (3) Kapitel 2.2.: Kuhmilchspende und die Süßweinrettung
- (4) Kapitel 2.3.: Panik vor den Russen und dunkle Vorahnungen
- (5) Kapitel 2.4.: Erinnerungen an die Schulzeit
- (6) Kapitel 2.5.: Die Brennerei und Weisheiten von der Oma der Uroma
- (7) Kapitel 2.6.: Der Friedhof früher und die Zeitung
- (8) Kapitel 2.7.: Weihnachten damals
- zu PART III – VERSCHLEPPUNG (Interview 9 – 16)
- (9) Kapitel 3.1.: Die Russen kommen!
- (10) Kapitel 3.2.: Transport über Odessa
- (11) Kapitel 3.3.: Ankunft in Russland in der Kohlegrube
- (12) Kapitel 3.4.: Unfall in der Kohlengrube
- (13) Kapitel 3.5.: Bei Lausplage und Hungersnot hilft das Pony
- (14) Kapitel 3.6.: Aus Bauchtyphus wird Kopftyphus und der Fall ins Klo
- (15) Kapitel 3.7.: Ausbüchsen aus der Gartengrube
- (16) Kapitel 3.8.: Geteilte Geschenke und Einäugleins Versterben
- zu PART IV – NACH DER HEIMAT (Interview 17 – 23)
[…] der Chronik der Katharina Frank sind online und damit auch die letzten aus dem Abschnitt „Nach der Heimat„. Die Frauen erreichen endlich das Banat und meine Ur-Großmutter kehrt heim zur Familie. In […]